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Bildungsexperte: Lehrer wissen nicht, wie man Schüler motiviert

Nur wer weiß, wie man lernt, und auch Freude daran hat, lernt sein Leben lang. Darin waren sich die Diskutanten bei einer Fachtagung zum Thema Bildungsmotivation am Mittwochabend in Wien einig.

Derzeit würden Lehrer allerdings skandalös schlecht darauf vorbereitet, Schüler zum Lernen zu motivieren.
Der pädagogische Psychologe Albert Ziegler von der Universität Ulm sprach diese Kritik aus. Dem stimmte auch die Wiener Bildungswissenschafterin Christiane Spiel zu, betonte aber, dass Lehrer intuitiv oft richtig handelten.
Ziegler zitierte eine Studie, wonach unter Schülern im Unterricht derzeit zwei Gefühle vorherrschen: Angst und Langeweile. Den Lehrern will er dafür nur teilweise Schuld geben, diese wollten schließlich meist einen guten Job machen. “Aber sie werden in der Ausbildung mit Fachwissen zugemüllt, stattdessen sollten sie eine gute pädagogische Ausbildung bekommen”, so Zieglers Urteil.
Die Folge: Lehrer hätten einen niedrigen gesellschaftlichen Status, der Output der Schüler sei schlecht. “Derzeit sind die Schulen, zynisch gesagt, Innovationsbremsen”, sagte Ziegler. Schließlich sei Lernkompetenz auch für Leistung auf höherem Niveau wie dem Studium eine wichtige Voraussetzung.

Auch Spiel forderte, dass Lehrern “Pädagogik mit derselben Professionalität wie das Fachwissen vermittelt wird”. Schon jetzt machten Lehrer vieles im Bereich Lernmotivation richtig, aber eben intuitiv und ohne es gelernt zu haben. Strategien, wie man Schüler zum lebenslangen Lernen motiviert, seien an den Unis bereits erarbeitet worden, so Spiel. Das Problem sei jedoch, diese an die Lehrer weiterzugeben. Schließlich sei vielen nicht einmal bewusst, dass die Schüler Probleme bei Lernkompetenz und -motivation hätten.
“Hier müssen in einem mühsamen Prozess Einstellungen geändert werden. Doch statt in die Praxis zu kommen, schlummern die Erkenntnisse in Fachjournalen”, übte Spiel Kritik an der Wissenschaftspolitik. Diese verlange von den Unis, Drittmittel zu lukrieren und in High Impact-Journalen zu publizieren, statt den Wissenstransfer zu fördern.

Heidrun Strohmeyer aus dem Unterrichtsministerium betonte, dass Aus- und Weiterbildung der Lehrer der Schlüssel zu lebenslangem Lernen sei. “Es kommt dabei aber auf das gesamte System Schule an”, betonte sie. Mit dem Projekt “TALK” versuche das Unterrichtsministerium genau das: Die in Methoden der Lernmotivation geschulten Lehrer sollen “eine bestimmte geistige Haltung an die Schulen bringen und einen Stimmungswandel im System bewirken.”

Aus Sicht von Eva Scholik, der Vorsitzenden der AHS-Lehrergewerkschaft, sind die Schulen schon jetzt Vorreiter in Sachen Lernmotivation. “Hier haben die Schüler die Freude am Lernen gelernt, diese Bemühungen gibt es nachweislich schon seit Jahren.” Schließlich sei eine besonders wichtige Voraussetzung für Lernmotivation, dass Lehrer mit Begeisterung für ihr Fach die Neugier der Schüler weckten – Aussagen, die beim anwesenden Fachpublikum missbilligend aufgenommen wurde.
Laut Scholik fehlen vielen Schulen zur Förderung von Lernmotivation lediglich die nötige räumliche Ausstattung für Kleingruppenunterricht oder eine Bibliothek, in der Schüler selbstreguliert lernen könnten.

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