Das “Velociped” Herzls sei dem Jüdischen Museum vom Literaturmuseum Altaussee zur Verfügung gestellt worden, erläuterte der Museums-Chef in einer Pressekonferenz. Er bezeichnete die Ausstellungsräume, die am 18. November 1993 eröffnet wurden, als wichtigen Ort des Gedenkens und des Gedächtnisses.
Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny wies darauf hin, dass im Eröffnungsjahr 1993 “die Bewusstseinslage in Bezug auf Österreichs Rolle im Nationalsozialismus erst im Entstehen begriffen” war. Mit dem Jüdischen Museum habe man ein Signal gesetzt, mit der Historie anders umzugehen. “Die Geschichte und Kultur dieser Stadt wäre ohne Beitrag des Jüdischen undenkbar”, so Mailath-Pokorny.
Patenschaften für mehr als 15.000 Objekte
Insgesamt umfasst die Sammlung knapp 15.500 Objekte, wobei laut Chefkuratorin Felicitas Heimann-Jelinek bei 15 Prozent noch weiterführende Provenienzforschung betrieben werden muss. Ein etwa gleich hoher Prozentsatz sei restaurierungsbedürftig, was jedoch den Budgetrahmen bei weitem sprengen würde. Deshalb führt das Jüdische Museum ein neues Patenschaftsprogramm ein. Dabei können Einzelpersonen, Familien oder Firmen mit Spenden zum Erhalt der betroffenen Gegenstände beitragen.
Der Großteil der Bestände stammt aus den Sammlungen der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG). Dazu zählen auch Gegenstände des Ersten Jüdischen Museums, das 1938 gewaltsam geschlossen wurde, sowie Inventare der Wiener Synagogen und Bethäuser, sofern sie nach dem Novemberpogrom noch vorhanden waren.
Anlässlich des Jubiläumsprogramms, das von 18. bis 23. November stattfindet, wird eine Auswahl dieser alten Bestände zu sehen sein. Außerdem gibt es kostenlose Sonderführungen sowie einen Abend mit Michael Heltau. Dieser wird am 20. November aus Joseph Roths Roman “Radetzkymarsch” lesen.
Gleichzeitig wurde das Programm für die Saison 2009 vorgestellt, in der man weiterhin auf thematische Vielfalt setzen will: Geplant sind unter anderem eine Schau über den vertriebenen Komponisten Hanns Eisler (“Mensch und Masse”), eine kulturhistorische Auseinandersetzung mit dem jüdischen Alpinismus (“Hast Du meine Alpen gesehen?”) sowie eine multimediale Aufarbeitung von Stereotypen (“typisch! Klischees von Juden und Anderen”). Außerdem wird die aktuelle Torberg-Ausstellung um rund ein Monat, nämlich bis 8. März, verlängert.
Welche Ausstellungen in den letzten 15 Jahren zu sehen waren, kann man in einer 160-seitigen Festschrift nachlesen. Sie enthält auch eine ausführliche Beschreibung des Museums und seiner Geschichte. Informationen darüber bekommen Sie hier.