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Mordprozess in NÖ: Mann verbrannte, Zuseher untätig

Wegen Mordes haben sich eine 33-jährige Frau und ein gleichaltriger Mann am Dienstag in Wiener Neustadt vor Gericht verantworten müssen. Die beiden sollen im September 2006 im Bezirk Neunkirchen einen 35-Jährigen dazu ermutigt haben, sich selbst anzuzünden.

Das Opfer, das an religiösen Wahnvorstellungen litt, starb. Die Angeklagten bekannten sich nicht schuldig, die Verhandlung wird am Mittwoch fortgesetzt.

Eines der Motive der Angeklagten: Lebensversicherungen des 35-Jährigen, die der Ehefrau gute kamen. Der 35-Jährige habe laut Staatsanwaltschaft geglaubt, er sei ein “Dede”, ein Nachkomme Mohammeds. Der Türke habe in der Vorstellung gelebt, dass er nicht sterben werde, wenn er sich selbst anzünde. Am Tag des Vorfalls seien das spätere Opfer, seine Frau, der gleichaltrige Freund – angeblich ihr Liebhaber – sowie eine weitere Frau zu einem ausgetrockneten Flussbett gefahren. Der 35-Jährige habe sich dort mit Benzin übergossen und angezündet. Als die Zeugin dem Mann helfen wollte, sei sie von den beiden Beschuldigten festgehalten worden. Der 35-Jährige erlitt schwerste Verbrennungen und starb an einem Herz-Kreislaufversagen.

Ursprünglich war der Tod des 35-Jährigen als Selbstmord eingestuft worden. Durch anonyme Briefe Monate nach der Tat gerieten die beiden Angeklagten ins Visier der Behörden.

Wenige Tage vor dem Tod des 35-Jährigen war eine Lebensversicherung abgelaufen. Nach drei Tagen erhielt die Witwe das Geld ausgezahlt und deckte mit einem Teil davon Schulden ab.

Die Verteidiger forderten einen Freispruch für ihre Mandanten. Der 35-Jährige habe Selbstmord verübt, “daran besteht kein Zweifel”, so Jochen Serenyi, Anwalt des 33-Jährigen. Außerdem hätten die Beschuldigten dem Opfer nicht mehr helfen können, als es bereits gebrannt habe.

Der Vorfall, der zum Tod des 35-Jährigen führte, hat sich laut der Erstangeklagte so abgespielt: Sie sei zunächst mit ihrem Mann, dem Zweitbeschuldigten und einer Zeugin zweieinhalb Stunden im Auto herumgefahren. “Es ist nicht gestritten, nicht über Religion geredet worden. Mein Mann war so wie immer”, sagte die Angeklagte. Beim Tatort seien die Vier dann stehen geblieben um spazieren zu gehen. Sie hätten dann auf Steine gesetzt, dann sei der 35-Jährige auf die Toilette gegangen. Nach zehn bis 15 Minuten habe sie sich dann umgedreht, “da habe ich die Flammen gesehen”. Wie sie reagiert habe, wollte die Richterin wissen. “Ich weiß nicht, ich war im Schock. Ich wusste nicht was ich tat.” Sie erinnere sich erst wieder daran, dass sie nach dem Vorfall zur Rettung gebracht worden sei. “Ich frage mich, warum ich überhaupt hier bin”, so die 33-Jährige.

Wenige Minuten bevor sich der 35-Jährige selbst anzündete, habe er zu den Anwesenden gesagt: “Ich werde es machen, ihr werdet Zeugen sein”, schilderte der Zweitangeklagte. Er werde beweisen, dass er ein “Dede” sei, da ihm dies sein Umfeld nicht glaube, so der Beschuldigte. Er habe versucht, auf das spätere Opfer einzuwirken und gemeint, es habe so etwas nicht nötig.

Der Zweitangeklagte habe zum späteren Opfer gesagt , so etwas sei nicht notwendig, doch der 35-Jährige habe darauf bestandenm, das ganze “vorzuführen”. Der Angeklagte gab an, er habe nicht geglaubt, dass der 33-Jährige sich tatsächlich anzünden werde sondern noch einen Rückzieher mache. Es habe in der Folge keine Löschmöglichkeit gegeben. Von den Lebensversicherungen habe er auch nichts gewusst, gab der Zweitangeklagte an.

Die Verhandlung wird am Mittwoch fortgesetzt. Geladen sind gut 15 Zeugen sowie Gutachter.

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