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Russland nimmt Abschied von Patriarch Alexi II.

Russland hat am Dienstag Abschied genommen vom russisch-orthodoxen Patriarchen Alexi II. Sein Sarg stand im Mittelpunkt eines mehrstündigen Trauergottesdienstes in Moskau.

Präsident Dmitri Medwedew, Ministerpräsident Wladimir Putin sowie zahlreiche religiöse Würdenträger erwiesen dem Kirchenoberhaupt die letzte Ehre. “Unsere ganze Nation ist zum Waisenkind geworden”, sagte Erzpriester Dmitri Smirnow. Im Anschluss an die Totenmesse war die Beisetzung Alexis in einer Moskauer Kathedrale geplant.

Der Gottesdienst wurde von Alexis geschäftsführendem Nachfolger, Metropolit Kirill, geleitet. Unter den Trauergästen war auch das geistliche Oberhaupt der weltweit rund 250 Millionen orthodoxen Christen, Patriarch Bartholomäus I. von Konstantinopel. Die Entscheidung über die Nachfolge des verstorbenen Patriarchen wird sich vermutlich noch mehrere Monate hinziehen. Dabei gilt Kirill als aussichtsreicher Kandidat.

Rund 80.000 Gläubige hatten in den vergangenen Tagen vor dem aufgebahrten Leichnam des Patriarchen ihre Verbundenheit zur Kirche bekundet. Teilweise nahmen sie dafür stundenlanges Warten in Kauf.

Alexi starb am Freitag im Alter von 79 Jahren. 1990 übernahm er die Leitung der größten Einzelkirche des orthodoxen Christentums, zu der sich in Russland rund zwei Drittel der 142 Millionen Einwohner bekennen.

Alexi verhalf der Kirche nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zu neuer Größe: Die lange vernachlässigten Kirchengebäude wurden wieder instand gesetzt, Klöster neugegründet und Messen an Feiertagen landesweit im Fernsehen übertragen. Die Beziehungen zur Regierung des früheren Präsidenten Putin galten als bestens und sicherten der Kirche großen Einfluss.

Dennoch beklagte Alexi häufig, dass die Religionsfreiheit auch den Druck verstärkt habe. Er verurteilte Versuche anderer Kirchen, Gläubige abzuwerben und kritisierte dabei besonders die katholische Kirche. Deswegen lehnte Alexi einen Besuch des Papstes in Russland ab.

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