AA

Schuhwerfer bleibt weiter in Untersuchungshaft

Der Schuhwerfer Montasser al-Saidi muss weiter im Irak in Untersuchungshaft bleiben. Der zuständige Ermittlungsrichter lehnte am Donnerstag einen Antrag auf Freilassung des irakischen Journalisten ab, da dessen Sicherheit gefährdet sei.

Seine Schuhe, die Saidi am Sonntag bei einer Pressekonferenz in Bagdad in Richtung von US-Präsident George W. Bush geschleudert hatte, wurden nach Justizangaben inzwischen vernichtet.

Er habe das Recht, den Antrag auf Freilassung gegen Kaution abzulehnen, da Saidi ein Delikt begangen habe, sagte der Ermittlungsrichter Dhija al-Kenani. Er begründete seine Entscheidung auch mit Sicherheitsbedenken: “Wenn er freikommen würde, wäre das wegen möglicher Anschläge ein Risiko für ihn.” Zudem würde der vor allem in der arabischen Welt umjubelte Iraker dann von Journalisten belagert werden.

Der Fall Saidi spaltet die Iraker weiter. Täglich gehen in Bagdad und im Nordirak Menschen auf die Straße, um für die Freilassung ihres “Helden Montasser” zu demonstrieren. Die Mitglieder der Regierungsparteien der Schiiten und Kurden fordern dagegen seine Bestrafung. Am Mittwoch hatte der Parlamentsvorsitzende Mahmoud al-Mashhadani mit seinem Rücktritt gedroht, nachdem die Parlamentarier in einer chaotischen Sitzung über den Fall gestritten hatten. Mashhadani brach die Parlamentssitzung am Donnerstag nach kurzer Zeit wieder ab, weil die Abgeordneten wieder nur über den Fall Saidi diskutiert hatten.

Indes wird darüber spekuliert, dass Saidi in der Haft gefoltert wird. Sein Anwalt hat nämlich auch ein Besuchsrecht bei seinem Mandanten eingefordert, um sich von dessen Gesundheitszustand überzeugen zu können. Saidis Bruder Durgham hatte gesagt, der 29-Jährige sei von irakischen Sicherheitskräften misshandelt und mit einem gebrochenen Arm und gebrochenen Rippen ins Krankenhaus eingeliefert worden.

Der Journalist sei “bei bester Gesundheit”, sagte hingegen Untersuchungsrichter Kenani. Er habe bei seinen Vernehmungen am Dienstag und am Mittwoch nicht den Eindruck gehabt, dass Saidi einen Armbruch erlitten habe. In seinem Gesicht seien jedoch Spuren von Schlägen zu sehen gewesen.

Die Schuhe, mit denen Saidi nach Bush geworfen hatte, wurden laut Justiz nach einer Untersuchung auf Sprengstoff vernichtet. Die weiteren Ermittlungen würden dadurch nicht behindert, da Saidi geständig sei und es Fernsehbilder gebe, sagte der Untersuchungsrichter.

In Betlehem im Westjordanland zogen zum Zeichen der Solidarität mit ihrem irakischen Kollegen unterdessen rund 50 palästinensische Journalisten bei einer Versammlung vor der Geburtskirche ihre Schuhe aus. Sie forderten die Freilassung Saidis, dem wegen “Beleidigung eines ausländischen Staatschefs” mehrere Jahre Haft drohen. Bei seinem Schuhwurf hatte Saidi Bush zugerufen: “Dies ist dein Abschiedskuss, du Hund!” Mitschnitte der Szene sorgten international für Furore.

Indes wurden 25 Mitarbeiter des irakischen Innenministeriums festgenommen, weil sie eine Neugründung der früheren Baath-Partei von Saddam Hussein geplant haben sollen. Unter ihnen sei auch ein Brigadegeneral, sagte ein Gewährsmann am Donnerstag. Sie hätten versucht, Leute anzuwerben, um die Partei wieder aufleben zu lassen. Die Festnahmen erfolgten demnach in den vergangenen drei Tagen. Die Untersuchungen dauern noch an. Weitere Festnahmen seien möglich, hieß es. Nach dem US-Einmarsch im Jahr 2003 war die Baath-Partei verboten worden.

Während der Premier Gordon Brown am Donnerstag vor dem Londoner Unterhaus den Abzugsplan für die britischen Soldaten bestätigte, gab mit Albanien ein weiteres Land das Ende seiner Irak-Mission bekannt. Die 218 im nordirakischen Mossul stationierten Soldaten würden heimkehren, erklärte das Verteidigungsministerium in Tirana am Donnerstag. Brown sagte, Ende Mai werden 4.100 britische Soldaten den Irak verlassen. Ab August werden sich nur noch etwa 400 Marine-Ausbildner im Land aufhalten.

  • VIENNA.AT
  • Politik
  • Schuhwerfer bleibt weiter in Untersuchungshaft
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen