Ein Sprecher des Shifa-Krankenhauses in Gaza sagte, dass mehr als 100 Menschen entweder tot oder verletzt eingeliefert worden seien. Genaue Zahlen gebe es noch nicht.
Dagegen berichtete der arabische Sender “Al-Jazeera” unter Berufung aus Spitalsquellen, mindestens 120 Menschen seien getötet und weitere 200 verletzt worden.Der Sender zeigte Aufnahmen von zahlreichen Toten, die am Boden lagen oder abtransportiert wurden. Augenzeugen zufolge wurde auch der Polizeichef von Gazas, Tawfik Jaber, getötet.
Der militante Flügel der Hamas kündigte Gegenschläge an. Eine Stellungnahme der israelischen Armee lag zunächst nicht vor.
Über der Stadt Gaza stiegen mindestens zehn dicke Rauchwolken auf. Augenzeugen berichteten auch von Luftangriffen auf Beit Lahia und Jabalya im nördlichen Gazastreifen sowie Ziele im Süden.
“Al-Jazeera” zeigte chaotische Szenen in Gaza. Dutzende junge Männer lagen reglos in ihren Polizeiuniformen auf der Straße. Sie sollen an einer Abschlusszeremonie teilgenommen haben, als die F-16 Kampfflugzeuge angriffen. Vor dem Krankenhaus von Gaza spielten sich dramatische Szenen ab. Im Minutentakt trafen dort Patienten ein. Inzwischen hat das Krankenhaus die Bevölkerung um Blutspenden gebeten, um den Schwerverletzten zu helfen.
Bei den getroffenen Gebäuden soll es sich um Polizeistationen und Sicherheitseinrichtungen der Hamas handeln. “Al-Jazeera” zeigte dutzende Trümmerberge, die bei dem jüngsten Luftangriff entstanden seien sollen. Weil das Mobiltelefonnetz zusammenbrach, gab es Schwierigkeiten, ärztliche Hilfe zu holen.
Der Angriff kam für die Bewohner völlig überraschend, weil nach israelischen Medienberichten das Sicherheitskabinett erst am Sonntag über einen Militärschlag entscheiden wollte.
“Die Kinder schreien. Wir wissen nicht, was wir tun sollen. Sollen wir zu Hause bleiben oder auf die Straße gehen. Wo ist es sicher? Um uns herum ist überall Rauch. Wir haben keinen Strom, wir wissen nicht, was wir tun sollen”, sagte eine verzweifelte Mutter von fünf Kindern.
Israel hatte den militanten Palästinensergruppen im Gazastreifen mit einem Militärschlag gedroht, falls sie den Raketenbeschuss von israelischen Grenzgemeinden nicht einstellen sollten. Am Samstagmorgen war wieder eine selbst gebaute Rakete im Kibbuz Shaar Hanegev eingeschlagen und hatte ein Verwaltungsgebäude beschädigt.
Seit dem Ende einer Waffenruhe am 19. Dezember haben militante Palästinenser nach Armeeangaben mehr als 180 Raketen und Mörsergranaten auf israelische Grenzgemeinden gefeuert. Dort leben 125.000 Israelis mit der ständigen Gefahr, bei einem Angriff getötet zu werden. Die Vorwarnzeit bei einem Angriff liegt oft bei lediglich 15 Sekunden.