Einen Tag nach seinem schweren Skiunfall ist der thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus offenbar auf dem Weg der Besserung. Die Ärzte im Krankenhaus des österreichischen Schwarzach im Pongau begannen am Freitag damit, den 50 Jahre alten Politiker aus dem künstlichen Koma zu holen, in das er wegen seines Schädel-Hirn-Traumas versetzt worden war. Eine Operation sei nach derzeitiger Lage nicht nötig, sagte der ärztliche Leiter Reinhard Lenzhofer auf einer Pressekonferenz gegen Mittag.
Bei einer Kontrolluntersuchung mit einer Computertomographie am Morgen habe sich der stabile Zustand des CDU-Politikers bestätigt. Die kleine Blutung an der rechten Gehirnhälfte habe sich nicht verändert, sagte der Anästhesist Hubert Artmann: «Das ist als günstiges Zeichen zu werten.» Die Aufwachphase aus dem künstlichen Tiefschlaf wurde laut dem Leiter der Unfallchirurgie, Franklin Genelin, um 08.00 Uhr eingeleitet. Es könnte möglich sein, dass Althaus am Abend erwache, sagte er nach Angaben der österreichischen Nachrichtenagentur APA.
Genelin wollte keine Prognose darüber abgeben, ob möglicherweise bleibende Schäden zurückbleiben könnten. Der Politiker habe neben dem Schädelhirntrauma auch Prellungen und eine Fraktur im Gesicht erlitten, die aber «unverschoben» sei und nicht weiter behandelt werden müsse.
Nach Angaben der Klinik steht ein Psychologe bereit, wenn Althaus aus dem Koma erwache. Auch eine psychologische Betreuung der Familie sei gewährleistet, die in engen Kontakt mit Patient und Arzt stehe.
Althaus sorgte sich zuerst um Unfallgegnerin
Der genaue Unfallhergang in dem Skigebiet Riesneralm in der Steiermark war zunächst weiter unklar. Es gab keine Augenzeugen, wie Polizei-Einsatzleiter Siegmund Schnabl (richtig) auf einer Pressekonferenz in Liezen mitteilte. Offensichtlich sei der CDU-Politiker an der Kreuzung zweiter Pisten frontal mit der später verstorbenen Frau kollidiert. Es wird damit gerechnet, dass sich Althaus nicht mehr an den Unfall wird erinnern können.
Ein Sachverständiger werde nun versuchen zu rekonstruieren, wie schnell die Skifahrer unterwegs gewesen seien, sagte Schnabel. Sowohl ein Sicherheitsbeamter, der Althaus begleitete, als auch der Ehemann der Verunglückten lagen bei den Abfahrten soweit zurück, dass sie den Unfall nicht sahen. Die Sichtverhältnisse zum Unfallzeitpunkt waren den Angaben zufolge einwandfrei.
Zum Ablauf der Bergung hieß es auf der vom Liezener Bezirkshauptmann Josef Dick geleiteten Pressekonferenz, die Bergrettung sei durch andere Skiläufer auf der Piste alarmiert worden. Althaus habe den zuerst eintreffenden Bergretter mit den Worten an die verunglückte Frau verwiesen, dass diese Hilfe brauche. Nach der Alarmierung der Bergrettung um 14.45 Uhr wurde demnach um 14.58 Uhr ein Rettungshubschrauber für die Frau angefordert.
Der Ministerpräsident wurde mit einem Akia-Schlitten ins Tal gebracht, wo er rund eine Stunde nach dem Unfall der Besatzung eines Rot-Kreuz-Rettungswagens übergeben wurde. Zu diesem Zeitpunkt war Althaus den Angaben zufolge klar ansprechbar und klagte über Beschwerden in der Schulter. Zur Sicherheit forderte der Sanitäter um 15.49 Uhr einen Notarzt an. In der Klinik Schwarzach wurde Althaus um 18.15 Uhr eingeliefert, da war er bereits ohne Bewusstsein.
Merkel schockiert
In Thüringen herrschte Bestürzung über den Unfall. Die stellvertretende Ministerpräsidentin, Finanzministerin Birgit Diezel, sowie der Chef der Staatskanzlei, Klaus Zeh, wollten am frühen Nachmittag (14.00 Uhr) eine Pressekonferenz abhalten. Diezel könnte nach Angaben eines Regierungssprechers die Amtsgeschäfte übernehmen, falls Althaus über einen längeren Zeitraum dazu nicht in der Lage ist. Bundeskanzlerin Angela Merkel reagierte «tief betroffen und schockiert».