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Langjähriger APA-Chefredakteur Andi Nowak gestorben

©APA
Die Journalisten-Legende Josef A. Nowak (68) ist am Wochenende an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. Der Wiener Vollblutjournalist prägte die österreichische Nachrichtenagentur als eigensinniger Verfechter einer gänzlich unabhängigen Berichterstattung.

Daneben tilgte er in der APA durch seine konsequente Haltung auch die letzten Reste des sogenannten Verlautbarungsjournalismus.

Nowaks journalistische Karriere begann bei der “Neuen Österreichischen Tageszeitung”. 1964 wechselte er zum “Volksblatt”, 1967 zur “Tiroler Tageszeitung”. Der großen Bundesländerzeitung diente er 20 Jahre lang als Wien-Korrespondent sowie als Leiter des Wiener Büros und wirkte dabei vor allem in den Kreisky-Jahren entscheidend mit, der Berichterstattung und Kommentierung in den Bundesländerzeitungen entsprechendes Gewicht zu geben. 1987 übernahm der renommierte innenpolitische Journalist die Funktion des Chefredakteurs in der Austria Presse Agentur.

Andi Nowak, wie er in der Branche genannt wurde, leistete in den zehn Jahren seiner Tätigkeit an der Spitze der APA-Redaktion einen entscheidenden Beitrag zur Hebung der journalistischen Qualität der Agentur. Er verstand sich als Garant der im APA-Statut verankerten Unabhängigkeit und Ausgewogenheit und hat dieses Anliegen mit der ihm eigenen Konsequenz und Härte vertreten. Unter seiner Führung vollzog die APA endgültig die Abkehr vom “Verlautbarungsjournalismus”. In der Ära Nowak wurde der Umfang der APA-Berichterstattung nahezu verdoppelt, die Bereiche Wirtschaft sowie Wissenschaft und Bildung ausgebaut, ein eigenes Brüssel-Büro für EU-Themen gestartet und Bild sowie Grafik in den APA-Basisdienst integriert.

Einer breiten Öffentlichkeit wurde Nowak vor allem als kritischer Fragesteller im Pressefoyer nach dem Ministerrat sowie in der Fernseh-“Pressestunde” bekannt. Nach seiner Tätigkeit als APA-Chefredakteur übernahm er auf Wunsch des damaligen Bundespräsidenten Thomas Klestil ehrenamtlich die Funktion eines Pressesprechers im “Wahlbüro Dr. Klestil”. Von 1997 bis 1999 verfasste er darüber hinaus für die Tageszeitung “Die Presse” in der Kolumne “Quergeschrieben” eine Reihe von scharfzüngigen Kommentaren.

In der Medienbranche galt der am 20. Dezember 1940 geborene Wiener als hoch geachteter Journalist und “Synonym für Unbestechlichkeit, hervorgegangen aus der Schwerkraft seines großen Eigensinns”. Seine bürgerlichen und konservativen Wertehaltungen waren das “Fundament für seinen unabhängigen Journalismus”, wie es ein langjähriger Wegbegleiter bei der Verleihung des Professorentitels an Nowak einst formulierte.

Nowak selbst bezeichnete sich als “Bildungsbürger” und stand für seriösen, kompetenten und Fakten-bezogenen Journalismus, der nicht einer beliebigen Super-Exklusivität hinterher hechelte. Und er verfügte über das, was guten Journalismus ausmacht: Konfliktbereitschaft und Konfliktfähigkeit. Gegenüber unzulässigen politischen Interventionsversuchen empfahl er “Zivilcourage und Tapferkeit”. Tapferkeit vor dem Freund sei dabei ebenso gefragt wie jene vor dem Feind. “Wer sein Harmoniebedürfnis im Beruf ausleben will, der ist im Journalismus vermutlich fehl am Platz.”

Im Mai 1996 erlitt Nowak während einer Dienstreise in Washington einen Schlaganfall, im März 1997 schied er aus der APA aus. Die Erfahrungen mit dieser Katastrophe hat er in dem Buch “Leben mit dem Schlaganfall” (Molden-Verlag) verarbeitet. “Das Dezennium in der APA war das spannendste und lehrreichste meines Lebens”, sagte Nowak vor einigen Jahren. “Jeder Tag war eine Herausforderung und einmalige Gelegenheit, die gesamte Breite des Geschehens national und international am Puls der Zeit miterleben zu können.” Die APA hat er dabei immer als “unabhängige Nachrichtenagentur in einer offenen Gesellschaft im Sinne Sir Karl Poppers” verstanden.

Den Abschied von der Nachrichtenagentur nach seinem Schlaganfall beschrieb Nowak als “nicht einfach und nicht gänzlich freiwillig”. Im Nachhinein gesehen sei er aber Voraussetzung für seine Genesung gewesen. Seine Rehabilitation betrieb er mit enormer Willenskraft. Zwölf Jahre später hat nun ein weiterer Schlaganfall Andi Nowak aus dem Leben gerissen.

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