Die Grünen fordern eine Ausweitung der Wiener Kernzone für öffentliche Verkehrsmittel in das nahe Umland. Demnach soll das Stadtticket auch in der jeweils angrenzenden ersten Außenzone des Verkehrsverbunds Ost-Region (VOR) gültig sein. Dies würde für viele Pendler aus Niederösterreich einen großen Anreiz schaffen, ihr Auto bereits an Bahnhöfen vor der Stadtgrenze stehen zu lassen, gab sich Umweltsprecher Rüdiger Maresch in einer Pressekonferenz am Dienstag überzeugt.
Derzeit würden etwa rund 100.000 Autos pro Tag aus Niederösterreich in der Bundeshauptstadt unterwegs sein. Dabei käme ein Gutteil des Einzugsverkehrs aus dem nahen Wiener Umland. Es sei nicht nachvollziehbar, warum für die Öffi-Strecke zwischen Stadtgrenze und Wolkersdorf, Perchtoldsdorf oder dem Flughafen Wien-Schwechat genauso viel (1,70 Euro, Anm.) zu bezahlen ist wie für die gesamte Kernzone, so Maresch. Durch die Einbeziehung der ersten VOR-Außenzone in den Gültigkeitsbereich des Stadttickets würden sich die Kosten für viele Pendler folglich halbieren und die Belastung durch den Autoverkehr erheblich sinken, hieß es.
“Es stimmt einfach nicht, dass die Stadt kein Geld hat, um diese Maßnahme umzusetzen”, unterstrich der Grüne Budgetsprecher Martin Margulies. Immerhin betrügen die jährlichen Nettoeinnahmen Wiens aus der Parkraumbewirtschaftung und aus Verwaltungsstrafen rund 70 Mio. Euro, die auch für die Verbesserung des öffentlichen Verkehrs herangezogen werden könnten. Tatsächlich sind laut Margulies aber 2007 nur rund 8,6 Mio. Euro in diesen Bereich geflossen. Finanzstadträtin Renate Brauner (S) habe im Finanzausschuss den Ausweitungsplänen eine Absage erteilt. Sie habe von Kosten von 9 bis 15 Mio. Euro pro Jahr gesprochen, während der Aufwand bisher mit 7 bis 8 Mio. Euro beziffert worden wäre.
Kritik übten die beiden Grünmandatare auch an den Park & Ride-Anlagen am Stadtrand. So sei die geplante Garage mit knapp 1.500 Stellplätzen bei der U1-Station Aderklaaerstraße ein verkehrs- wie wirtschaftspolitischer Unfug, hieß es. Schon in der naheliegenden Parkanlage Leopoldau, die Raum für 1.100 Pkw bietet, verzeichne man lediglich eine durchschnittliche Auslastung von etwa 15 Prozent.
Dem ÖAAB Wien gehen die Grünen Forderungen zu wenig weit. Er fordert ein “VOR-Entlastungsticket” im Wert von jährlich 100 Euro für alle Öffi-Pendler aus dem Verbund, also auch für Arbeitnehmer aus der Bundeshauptstadt: “Wer kann sich denn in der momentanen Lage noch ein Jahresticket der Wiener Linien um 449 Euro leisten?”, fragte sich Gabriele Tamandl von der Fraktion ÖAAB – Christliche Gewerkschafter heute via Aussendung.