Als Motiv scheinen Probleme mit der Justiz vorzuliegen: Mehrmals verlangte der Mann nach “Gerechtigkeit” und der Wiederaufnahme eines Verfahrens.
Bei der Geiselnahme im Mürztal hat ein Steirer eine Autostopperin in seine Gewalt gebracht. Das bestätigte die Polizei bei einer Pressekonferenz in St. Marein. Laut den Ermittlern handelt es sich bei dem Tatverdächtigen um einen 55-Jährigen Schweißer, der in dem Haus wohnt, in dem die Frau festgehalten wurde. Der Polizei zufolge wollte die Deutsche nach Griechenland trampen. Sie dürfte zufällig Opfer des Geiselnehmers geworden sein. Dieser hielt sich weiter mit der Frau verschanzt.
Die Geiselnahme hatte laut Polizei bereits um 8.00 Uhr begonnen. Aus ersten Erhebungen und den Aussagen des Mannes gegenüber der Polizei ging hervor, dass er eigentlich eine andere Person kidnappen hätte wollen. Allerdings habe das nicht funktioniert, er nahm stattdessen die deutsche Frau im Auto mit. Danach rief er laut Alexander Gaisch von der Sicherheitsdirektion Steiermark einen Bekannten an und bat diesen, die Polizei zu verständigen.
Er trug dem Mann auf, zu deponieren, man möge das Haus nicht stürmen, da er sonst Gasflaschen zur Explosion bringe. Die Polizei nahm die Drohung aufgrund der beruflichen Ausbildung jedenfalls ernst, so Gaisch: “Es ist ihm auch zuzutrauen.”
Die Verhandlungsgruppe Süd sei in häufigem Kontakt mit dem 55-Jährigen. “Er ist interessiert, mit uns zu kommunizieren,” so Gaisch.
In den Gesprächen habe er mehrmals den Wunsch nach “Gerechtigkeit” geäußert. Mehrere Briefe habe er zuvor bereits unter anderem an den Landeshauptmann Franz Voves (S) und an Bundespräsident Heinz Fischer verfasst.
In dem “verworren” verfassten Schreiben gehe es um eine Zivilrechtssache, die am Bezirksgericht Mürzzuschlag anhängig war sowie offenbar auch weitere Verfahren, erklärte der Sprecher der Sicherheitsdirektion Steiermark, Alexander Gaisch, gegenüber der APA.
“Daraus geht hervor, dass er sich ungerecht behandelt fühlt und er von höchster Stelle gehört werden und die Dinge aufgeklärt haben will”, erläuterte Gaisch. Gleichzeitig habe der Verfasser auch die indirekte Drohung ausgesprochen, etwa in der Form “Gott möge ihm verzeihen, sollte er gezwungen sein, Polizisten zu töten”. Eine Passage, die später wieder relativierte, so der Behördensprecher.
Im Büro von Voves war das in Kopie übermittelten Schreibens jedenfalls als “brisanten Inhalts” eingestuft worden, weshalb es sofort nach Erhalt am Mittwochvormittag an die Sicherheitsdirektion weitergeleitet worden sei.
Bei dem Geiselnehmer handelt es sich laut Polizei um einen allein stehenden Mann ohne geregelte Beschäftigung. Außerdem dürfte er auch bereits vorbestraft sein.
Kontakt zur Geisel habe man bisher nicht gehabt. Auch über deren Identität sei nichts Näheres bekannt. Eine Stürmung des Hauses sei laut Polizei momentan nicht angedacht. Man wolle mit dem 55-Jährigen verhandeln. Die Gesprächsbasis sei gut. Eine Stürmung des Hauses sei laut Polizei nicht geplant. Man wolle mit dem 55-Jährigen weiter verhandeln.