AA

"Geiselnahme" im Mürztal unblutig beendet

Eine angebliche "Geiselnahme" in St. Marein im Mürztal in der Steiermark ist Donnerstag Früh nach 20 Stunden unblutig beendet worden. Einheiten der Polizeispezialeinheit Cobra stürmten gegen 4:00 Uhr das Mehrparteienhaus, in dem sich ein 55-jähriger Obersteirer verschanzt hielt.

Der Mann konnte festgenommen werden. Wie sich herausstellte, hatte sich – entgegen seinen Aussagen – keine Geisel in der Gewalt des Mannes befunden. Die Polizei war hingegen bis zuletzt von einer tatsächlichen Geiselnahme ausgegangen. Der Täter hatte behauptet, eine deutsche Autostopperin in seiner Gewalt zu haben. Zudem hatte er gedroht, das Mehrparteienhaus, in dem er sich verschanzt hatte, mit Gasflaschen in die Luft zu sprengen.

Auch wenn es letztlich keine Geiselnahme war, stellte sich der Cobra-Einsatz als schwierig dar: Der Täter hatte sich verbarrikadiert, Benzinkanister und Molotow-Cocktails in der Art von Sprengfallen bereitgestellt, wie der Einsatzstab berichtete. Der 55-jährige Täter, der sich unter einer Decke versteckt hatte und widerstandslos festnehmen ließ, erlitt ebenso wie drei Cobra-Beamte leichte Rauchgasreizungen.

Wie die sofortige Durchsuchung des Hauses ergab, befand sich keine weitere Person, also keine Geisel, in den Räumlichkeiten. Manfred Komericky vom EKO Cobra Süd schilderte, dass sowohl die Fenster als auch die Türen mit Möbel und Holzkeilen verbarrikadiert waren. Als weitere Waffe wurde ein auf einem Stab montiertes Messer gefunden. Weil der Täter auch einen Feuerlöscher in Betrieb setzte, war die Lage zunächst unübersichtlich. Der 55-Jährige sagte aber sofort, dass er keine Geisel habe und auch nie eine gehabt habe.

Wie Sicherheitsdirektor Josef Klamminger erklärte, habe man sich zu dem Zugriff entschlossen, weil am Abend der bis dahin gute Gesprächskontakt plötzlich abgebrochen war. Zunächst hatte ein Erkundungstrupp das Mehrparteienhaus sondiert, um 4.00 Uhr erfolgte dann der Zugriff.

Zur Person des Täters gab der Leiter der Verhandlungsgruppe, Herbert Fuik, bekannt, dass er allein stehend und berufstätig, zuletzt aber im Krankenstand gewesen sei. Er habe sich nach länger zurückliegender Urteile wegen gefährlicher Drohung und Körperverletzung ungerecht behandelt gefühlt und seine Tat schon länger geplant, um auf seinen Fall aufmerksam zu machen. Der 55-Jährige schickte auch mehrere Briefe an höher gestellte Persönlichkeiten, u.a. an den Bundespräsidenten und den steirischen Landeshauptmann.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • "Geiselnahme" im Mürztal unblutig beendet
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen