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Serbischer Ex-Präsident Milutinovic freigesprochen

Der ehemalige serbische Präsident Milan Milutinovic (66) ist vom UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen im einstigen Jugoslawien (ICTY) überraschend vom Vorwurf der Kriegsverbrechen im Kosovo freigesprochen worden.

Für die Vorwürfe der fünf Anklagepunkte habe man keine ausreichenden Beweise, erklärte Richter Iain Bonomy am Donnerstag bei der Urteilsverkündung. Milutinovic werde sofort freigelassen.

 

Milutinovic, einst enger Vertrauter des jugoslawischen Ex-Präsidenten Slobodan Milosevic, hatte sich 2003 freiwillig dem Tribunal gestellt. Er war wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Kosovo-Krieg (1998/99) angeklagt.

Die fünf mitangeklagten ehemaligen Regierungs- und Militärfunktionäre wurden in dem etwa 1.000 Seiten umfassenden Urteil der Kriegsverbrechen im Kosovo für schuldig befunden. Der ehemalige jugoslawische Vizepremier Nikola Sainovic (60) wurde zu 22 Jahren Haft verurteilt.

Hohe Haftstrafen sprach das Haager Gericht auch für vier Generäle aus: Dragoljub Ojdanic (67) wurde zu 15 Jahren, Nebojsa Pavkovic (62) zu 22 Jahren, Vladimir Lazarevic (59) zu 15 Jahren und Sreten Lukic (53) zu 22 Jahren Haft verurteilt. Den Verurteilten werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verstöße gegen das Kriegsrecht angelastet, die auf die Verbreitung albanischer Zivilisten aus dem Kosovo abzielten.

Die Anklage hatte für alle Angeklagten Haftstrafen zwischen 20 Jahren und lebenslang gefordert, die Verteidigung plädierte auf Freispruch. Das Gerichtsverfahren gegen Milutinovic und die Mitangeklagten wurde im Juli 2006 aufgenommen und im vergangenen August abgeschlossen.

In der serbischen Öffentlichkeit wurde dem Prozess keine größere Aufmerksamkeit gewidmet. Im Unterschied zu den Verfahren gegen Milosevic und den serbischen Ultra-Nationalisten Vojislav Seselj gab es im Fall Milutinovic keine TV-Übertragung in Serbien. Einzig der heutige Urteilsspruch wurde von TV-Sendern direkt übertragen.

 

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