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Massengrab in Slowenien - Partisanen verurteilen Verbrechen

Nach der erschütternden Entdeckung eines Massengrabs mit mehreren tausend Toten in einem zentralslowenischen Bergwerk hat sich der Partisanenverband klar von den Massentötungen nach dem Zweiten Weltkrieg distanziert. Massengrab in slowenischem Bergwerk 

 ”Wir verurteilen dieses Verbrechen”, betonte der Vorsitzende des slowenischen Partisanenverbands, Janez Stanovnik, laut Medienberichten vom Freitag.

“Die Tötungen standen in diametralem Widerspruch zu den Werten des Volksbefreiungskampfs”, unterstrich Stanovnik mit Blick auf den Partisanenaufstand gegen die nationalsozialistischen und faschistischen Besatzer im Zweiten Weltkrieg. Die Tötungen seien nach dem Krieg erfolgt, als die slowenische Partisanenarmee bereits in der jugoslawischen Armee aufgegangen war. “Sie operierte unter dem Kommando des Oberbefehlshabers (des späteren jugoslawischen Präsidenten Josip Broz Tito) und nicht mehr des slowenischen Hauptstabs”, unterstrich Stanovnik.

Vertreter der slowenischen Rechtsparteien geben sich mit diesen Distanzierungen nicht zufrieden. Sie werfen der postkommunistischen Linken vor, die Massentötungen vertuscht zu haben. Generalstaatsanwältin Barbara Brezigar legte am gestrigen Mittwoch den Finger in diese Wunde und kritisierte, “dass wir 60 Jahre lang nicht in der Lage gewesen sind, solche Verbrechen zu untersuchen”. Es sei fraglich, ob von den Tätern überhaupt noch jemand lebe.

Der stellvertretende Vorsitzende der christdemokratischen Partei “Neues Slowenien” (NSi), Anton Kokalj, forderte indes eine Abschaffung der staatlichen Privilegien für die Veteranen des Partisanenkriegs. “Die Nachfolger und Träger der sogenannten Errungenschaften des Volksbefreiungskampfs mussten wissen, was geschehen war, doch sie haben 60 Jahre lang geschwiegen”. Sie hätten kein Recht, “mit Staatsmitteln finanziert zu werden” und würden auch den Namen Sieger nicht verdienen. Mit Blick auf die Entdeckung des Massengrabs im Bergwerk “Huda Jama” (“Schlimme Grube”) betonte Kokalj, “dass dort unschuldige Menschen liegen, die auf bestialische Weise umgebracht wurden”.

Die Frage der Massentötungen nach dem Zweiten Weltkrieg ist in Slowenien seit Jahren ein ideologisches Streitthema. Die Linksparteien wollten die Opfer der Nachkriegsgewalt, unter denen viele Nazi-Kollaborateure sind, bisher nicht auf eine Stufe mit den Opfern des Befreiungskampfs gegen Hitler-Deutschland stellen, und blockierten entsprechende Vorstöße für ein Kriegsgräbergesetz. Der sozialdemokratische Premier Borut Pahor hat aber im Lichte der Entdeckung des neuen Massengrabs einen raschen Beschluss des Gesetzes verlangt und versprochen, dass die Opfer “auf würdige und respektvolle Weise” bestattet werden.

Das Massengrab war am Dienstag entdeckt worden, nachdem sich die Ermittler mehrere Monate lang in mühsamer Kleinarbeit durch den auf 90 Meter Länge zugeschütteten Stollen gearbeitet hatten. 400 Meter im Inneren des Berges befinden sich zwei 60 Meter tiefe Schächte, die randvoll mit sterblichen Überresten sein sollen. Der Boden des Stollens ist zudem bedeckt mit etwa 200 bis 300 mumifizierten Leichen, die offenbar keinen Platz mehr in den beiden Gruben gefunden hatten. Die Toten weisen keine Schussverletzungen auf, was Spekulationen über einen qualvollen Tod durch Ersticken nährte. Sie sollen entweder lebend eingemauert oder vergast worden sein. Über die Identität der Opfer wissen die Ermittler bisher noch nichts. Es dürfte sich um eine gemischte Gruppe aus einheimischen und kroatischen Hitler-Kollaborateuren handeln. Möglicherweise sind auch Volksdeutsche darunter.

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