“Wir brauchen wieder mehr Hinwendung zum Menschen”, so Präsident Walter Dorner. Die medizinische Psychotherapie sei “ein unverzichtbarer Weg zur integrierten Patientenbehandlung auf Basis eines humanistischen und ganzheitlichen Menschenbildes”.
Es gehe um einen “hohen Grad an Rehumanisierung”, meinte Dorner. Medizinische Psychotherapie sei “Antwort auf komplexe Fragen der modernen Medizin, die ganz auf die Bedürfnisse der Menschen ausgerichtet ist”. Die Gesundheitspolitik sei zum Paradigmenwechsel aufgerufen und im Gesundheitssystem dem “menschlichen Faktor” wieder mehr Beachtung zu schenken. Vermehrte ärztliche Zuwendung und medizinische Psychotherapie könnten Fehlleitungen von Patienten verhindern. Weiters würde “die richtige Behandlung zum richtigen Zeitpunkt” die Wirkung erhöhen und unnötige Kosten verhindern.
Medizinische Psychotherapie sei notwendiger denn je, sagte Michael Krenn, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie. “Heute gibt es ein vielfältiges Angebot, das in zahlreichen Schulen kanalisiert wird und oft keinen berufsspezifischen akademischen Hintergrund hat.” Dementsprechend würden Patienten “ratlos herumirren” bzw. fehlgeleitet. Dafür werde eine “Integrationszentrale durch spezialisierte Ärzte” benötigt. Laut Krenn ist medizinische Psychotherapie auch entscheidend für Qualitätssicherung.
Durchgeführt werden sollte medizinische Psychotherapie laut Michael Musalek vom Anton Proksch Institut “am besten von einer Person, die medizinisch wie psychotherapeutisch ausgebildet ist”. Momentan sei man aber nicht in der Situation, solche ausreichend zur Verfügung stellen zu können, weshalb es Kooperationsmodelle geben müsse. “Es ist nicht die Krankheit, die wir zu behandeln haben, sondern den kranken Menschen.”
Derzeit gibt es in Österreich laut Stand Februar 2009 insgesamt 1.161 solcher Experten: 411 in Wien, 192 in Niederösterreich, 147 in der Steiermark, 91 in Oberösterreich, 86 in Kärnten, 82 in Salzburg, 71 in Tirol, 65 in Vorarlberg und 16 im Burgenland. Nach Untersuchungen würden rund 40 Prozent aller Kranken, die einen Arzt aufsuchen, eine psychische Störung aufweisen, so Musalek. Die Kosten für medizinische Psychotherapie sind laut Krenn in den Bundesländern unterschiedlich.
(S E R V I C E – “Medizinische Psychotherapie – quo vadis?” Symposium zum Stellenwert und spezifische Aufgaben im Österreichischen Gesundheitssystem, am 11. März im Billrothhaus – Gesellschaft der Ärzte, Frankgasse 8, 1090 Wien. Die Website der ÖAK ist unter http://www.aerztekammer.at/ abrufbar.)