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Deutscher Amokläufer kündigte Tat im Internet an

Der Amokläufer von Winnenden hat seine Tat im Internet angekündigt. "Es reicht mir, (...) alle lachen mich aus, niemand erkennt mein Potenzial", schrieb Tim K. nach Polizeiangaben nur wenige Stunden in der Nacht vor dem Blutbad mit 16 Toten.

Er werde an seine frühere Realschule gehen und “mal so richtig gepflegt grillen”. Die Rektorin Astrid Hahn wusste nach eigener Darstellung nichts von Mobbing gegen den 17-Jährigen, der ein “völlig unauffälliger Schüler” gewesen sei.

Bei seinem Motiv spielte nach Einschätzung der Ermittler eine psychische Erkrankung eine große Rolle. K. war wegen Depressionen in Behandlung, wie der baden-württembergische Innenminister Heribert Rech mitteilte.

Die Polizei präsentierte Passagen aus einem Chat des Täters mit einem Gleichaltrigen aus Bayern. Nach Angaben Rechs meldete sich dessen Vater am Mittwochabend bei der Polizei und berichtete vom Internetchat seines Sohnes, der die Ankündigung nicht ernst genommen habe. Die Ermittler fanden daraufhin den Chat-Verkehr auf einem Computer von Tim K.

In den Chatroom sei der Beitrag um 02.45 Uhr eingestellt worden. Darin bringt er Frust, Rachegefühle und Geltungsdrang zum Ausdruck. Wörtlich heißt es: “Scheiße Bernd, es reicht mir, ich habe dieses Lotterleben satt, immer dasselbe – alle lachen mich aus, niemand erkennt mein Potenzial. Ich meine es ernst, Bernd – ich habe Waffen hier, und ich werde morgen früh an meine frühere Schule gehen und mal so richtig gepflegt grillen. Vielleicht komme ich ja auch davon.”

Der Chatpartner hielt dies für einen Scherz und antwortete mit “LOL” (“Laughing out loud” – Chatzeichen für Lachen). Die Staatsanwaltschaft Stuttgart bestätigte die Echtheit des Chatroom-Eintrags.

Aus einer in Tim K.s Zimmer gefundenen Bescheinigung der Bundeswehr zur Wehrdienstfähigkeit ergab sich laut Rech, dass der 17-Jährige seit 2008 wegen Depressionen in psychiatrischer Behandlung war. Der Jugendliche sei fünfmal behandelt worden und habe dann seine Therapie ambulant fortsetzen sollen, dies aber nicht getan. Thomas Schöllhammer von der Polizei Waiblingen sagte, die Eltern hätten von der Krankheit gewusst. Sie hätten ihrem Sohn die Tat nicht zugetraut. Auf den Computern des Exschülers der Realschule wurde nach Polizeiangaben ein Killerspiel gefunden, eine Variante der “Counterstrike”-Spiele.

Die Rektorin der Albertville-Realschule in Winnenden, Hahn, sagte, ihr sei nicht bekannt, dass der damalige Schüler “in irgendeiner Form gemobbt wurde oder dass er gewalttätig war”. Bekannte des Täters hatten berichtet, damalige Mitschüler hätten Tim K. beschimpft und “fertig gemacht”, weil er Einzelgänger gewesen sei.

In Winnenden stand am Tag nach der Tat die psychologische Betreuung der Schüler und Lehrer im Vordergrund. Die Särge der Opfer wurden am Abend aufgebahrt und Hinterbliebene konnten Abschied nehmen, wie Bürgermeister Bernhard Fritz sagte. Am 21. März soll mit einer zentralen Trauerfeier in dem Ort der Opfer gedacht werden. Dazu werden auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Horst Köhler erwartet.

Gegen den Vater wurde bisher kein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Der Sportschütze bewahrte 14 Waffen und 4.600 Schuss Munition in zwei Waffenschränken auf. Eine Waffe habe außerhalb davon im Schlafzimmer gelegen. Daran gelangte Tim K. und möglicherweise auch an die Zahlenkombination des Schranks.

Nach Angaben der Polizei hatte er mehr als 200 Schuss bei sich, bei dem Amoklauf in Winnenden und auf der anschließenden Flucht feuerte er 112 Schuss ab, davon mindestens 60 in der Schule.

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