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35 Jahre Tempolimit in Österreich

Seit 35 Jahren gilt auf Österreichs Autobahnen Tempo 130. Trotzdem steht die Geschwindigkeitsbegrenzung weiter in der Kritik: Blau und Orange pochen weiterhin auf eine Aufhebung. Dagegen sind die Regierungsparteien, ebenso wie die Grünen.

Verkehrsminister Hubert Gorbach (B) hatte im Jahr 2006 Schlagzeilen mit einer testweisen Einführung von Tempo 160 auf einem Streckenabschnitt der Tauernautobahn (A10) gemacht. Als die Große Koalition daraufhin das Ruder übernahm, wurde das Projekt allerdings umgehend begraben.

Während Gorbach seinen Tempo-Versuch noch mit telematischen Begleitmaßnahmen versah, bei denen je nach Verkehrsdichte oder Wetterlage das Idealtempo vorgegeben wurde, sieht man beim BZÖ dafür heute keine Notwendigkeit mehr, wie Verkehrssprecher Christoph Hagen sagte: “Die Situation ist eigentlich die, dass wir sagen, man soll die Tempolimits auflassen.” Seine Vision wäre eine “Richtgeschwindigkeit wie in Deutschland”, erläuterte der Orange Parlamentarier. Seine Begründung ist technischer Natur: “Fahrzeuge, die nicht mehr Tempo zugelassen haben, sind Geschichte. Heute fahren die meisten Pkw locker bis zu 200 km/h.”

FPÖ-Verkehrssprecher Harald Vilimsky bringt das selbe Argument ins Spiel: “Die Tempo 130-Schranke stammt aus einer Zeit, in der die Fahrzeugtechnik und Bremstechnik bei weitem nicht den Standard hatten, den sie heute haben. Es gibt durchaus Wegstrecken, wo ein höheres Tempo als 130 km/h ginge.” Er würde ein Modell a la Gorbach präferieren, wo Sensoren das Straßengeschehen und andere Einflüsse überwachen und dementsprechend hinauf- oder hinunterregeln – “im Extremfall” auch auf Tempo 80. Bei 160 km/h wäre nach Vorstellung Vilimskys nach oben hin Schluss.

Das Tempolimit war 1974 weniger wegen der Sicherheitsbedenken, als auf Grund des Erdölschocks in den 1970er eingerichtet worden.  Die Einführung der Höchstgeschwindigkeiten ist laut ÖAMTC aber auch in einen Zeitraum mit Horrorunfallzahlen gefallen – zumindest gemessen am damaligen Fahrzeugbestand. So gab es im Jahr 1974 2.499 Verkehrstote, der Fahrzeugbestand lag bei 2,65 Millionen (im Vergleich dazu gab es im Vorjahr 679 Getötete bei 5,87 Millionen Fahrzeugen im Straßenverkehr).

Die Zahl der getöteten Menschen nach Unfällen auf Autobahnen befindet sich heute in etwa auf dem Niveau der mittleren Siebzigerjahre (2008: 75 Todesopfer). “Gemessen am enorm gewachsenen Fahrzeugbestand und am massiven Ausbau des hochrangigen Straßennetzes bedeutet das aber eine nachhaltige Senkung der Opferzahlen”, meint ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger.

35 Jahre lang hat sich Tempo 130 bis dato gehalten. Seitens der Autofahrer findet es ebenfalls eine breite Akzeptanz. Eine Umfrage des Instituts “Gute Fahrt” unter 2.100 Österreichern aus dem Jahr 2006 hat ergeben, dass 57 Prozent der Autobesitzer für das bestehendes 130 km/h-Limit sind. Wobei die Zustimmung unter den weiblichen Fahrzeuglenkern mit 66 Prozent höher war als unter den Männern mit 49 Prozent.

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