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Schweinegrippe: Virus bei 28-jähriger Patientin in Wien bestätigt

©APA
Der Verdacht wurde gestern von dem Virologie-Experten Franz X. Heinz genetisch bestätigt: Der Virus der 28-jährigen Patientin in Wien passt zur H1N1-Erregerstruktur. Vorläufige Entwarnung gibt es bei den vier weiteren Verdachtsfällen in Wien und Oberösterreich.
Deutschland

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit handle es sich bei der Infektion einer 28-jährigen Mexiko-Urlauberin aus der Bundeshauptstadt um den Schweinegrippe-Virus H1N1, betonte der Leiter des Wiener Virologie-Universitätsinstituts in der Diskussionsrunde “Runder Tisch”. Bei den restlichen vier Patienten gab es vorerst Entwarnung – sie haben sich allem Anschein nach mit gar keinem Influenza-Virus angesteckt.

Bei der 28-jährigen Erkrankten habe ein Test ergeben, dass der genetische Fingerabdruck des bei ihr festgestellten Erregers zu jenem der Schweinegrippe passe, erklärte Heinz. Dies sei ein ziemlich sicheres Ergebnis. Zu anderen Influenza-Viren passe das DNA-Muster nicht.

Die junge Frau, die ihre Eltern in Guatemala besuchte und von Mexiko City über Miami und Düsseldorf nach Wien reiste, wird seit Dienstag 00.23 Uhr im Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital in einem Isolierzimmer mit Tamiflu behandelt. Sie suchte das Spital unmittelbar nach ihrer Ankunft am Flughafen in Schwechat mit über 40 Grad Fieber auf. Die Patientin sei von Beginn an mit Medikamenten gegen Schweinegrippe therapiert worden, gesundheitlich gehe es ihr relativ gut, betonte Heinz. Da die 28-Jährige bereits auf dem Flug über den Atlantik über Beschwerden klagte, kann eine Ansteckung anderer Patienten im Flugzeug nicht ausgeschlossen werden. Besuch darf die isolierte Patientin vorerst keinen empfangen, auch das medizinische Personal kann nur mit Mundschutz zu ihr.

Die restlichen vier Verdachtsfälle wurden am Dienstag ebenfalls in streng isolierten Räumen behandelt. Erste Tests des Virologie-Instituts in Wien ergaben in den Abendstunden allerdings, dass es sich aller Voraussicht nach bei keinem der weiteren Patienten um Schweinegrippe handeln dürfte. Laut Heinz wurde keine einzige Form der Influenza nachgewiesen, auch kein H1N1-Virus. Bei einem der Kranken zeigte der Test eine Infektion durch Rhinoviren an, diese sorgen gewöhnlich für eine Erkältung.

Bei den allem Anschein nach nicht betroffenen Patienten handelt es sich um eine 65-jährige Frau sowie ein etwa 70-jähriges Ehepaar, die in Wien im Kaiser-Franz-Josef-Spital und einem Privatkrankenhaus behandelt werden. Der vierte Verdachtsfall, eine 28-jährige Urlauberin, wird im oberösterreichischen Krankenhaus Steyr therapiert.

Alle fünf bisher untersuchten Personen hatten einen Aufenthalt in Mexiko hinter sich. Zu sehr bagatellisieren dürfe man die jetzige Situation nicht, mahnte Heinz in der ORF-Diskussionsrunde. Wenn es wirklich der Fall sei, dass besonders gesunde und junge Personen mittleren Alters betroffen seien, wäre dies ungewöhnlich und ähnle der spanischen Grippe. Normalerweise treffe eine Influenza vor allem ältere Menschen und Kinder. Als problematisch wurde in die vage Informationslage in Mexiko hervorgehoben. Man wisse nicht, wer genau dort an der Krankheit gestorben sei und welchen Gesundheitszustand diese Personen vor der Infektion gehabt hätten.

Gesundheitsminister Alois Stöger (S) bemühte sich am Dienstag weiter um Beruhigung: “Es wird nicht bagatellisiert, wir gehen damit sehr sorgsam um”, betonte er. “Es sind nur Personen betroffen, die sich im Raum Mexiko aufgehalten haben – Das ist eine überschaubare Gruppe.” Man sei jedenfalls weit von einer Pandemie entfernt. Die Kosten für die Maßnahmen nach dem Pandemie-Plan seien jedenfalls durch das Budget abgedeckt.

Rund 170 Personen aus Österreich, die sich noch in Mexiko aufhalten dürften, werden gemäß den Vorgaben des Epidemiegesetzes über den Verband der Reisebüros erfasst und wenn möglich bei ihrer Ankunft in Österreich kontaktiert, informiert und wenn nötig getestet. Einzelreisende sind dabei nicht inkludiert.

 

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