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Schweizer Kühe scharren mit den Hufen

Am kommenden Sonntag küren sie wieder die "Reine", die Königin im Eringer Kuhkampf im Wallis. Favoritin ist Tina, die den Rekord der legendären Kuh Souris (Maus) egalisieren will, den diese mit drei Titeln zwischen 1996 und 1998 aufstellte.

Tina, zehn Jahre alt und 750 Kilogramm schwer, liegt ganz alleine auf einer Weide in Uvrier bei Sitten. Ruhig käut sie wieder und wartet auf Sonntag.

Selbst liegend ist Tina mit ihrem pechschwarzen Fell und den glänzend schwarzen Augen von beeindruckender Größe. Wer gesehen hat, wie sich die Eringerkuh vergangenes Jahr zum zweiten Mal den Titel sicherte, berichtet noch heute ehrfürchtig darüber. Nach intensiven Kämpfen hatte Tina sich souverän durchgesetzt. Sie hat deshalb ernsthafte Ambitionen auf einen dritten Sieg.

Tinas Meister, der Züchter Bernard Bruttin, ist vorsichtig mit Prognosen. Denn Tina ist nicht mehr ganz jung, und die Kämpfe stecken ihr in Knochen und Gelenken. “Da sie leicht hinkte, haben wir sie zur Untersuchung ins Tierspital nach Bern gebracht. Wir wollten sicher sein, dass sie durch neue Kämpfe keinen Schaden nimmt”, erklärt der Eringer-Liebhaber.

Trotz Arthrose ist Tina laut den Veterinären bereit für den Kampf. “Wir wissen aber nicht, wie sie sich schlagen wird, denn seit dem letzten kantonalen Finale 2008 hat sie keinen Kampf mehr bestritten”, sagt Bruttin weiter.

Der Züchter wollte sie schonen und ließ sie ganz alleine auf den Weiden der Maiensässe grasen. Denn auf der Alp verausgabt sich die streitlustige Tina zu sehr. Immer wieder sucht sie den Kampf mit anderen Kühen, rennt den ganzen Tag umher und verliert so an Gewicht. “Tina ist anders als alle anderen Kühe… Das ist schwierig zu erklären…”, sagt Bruttin. Und Jean-Jacques Dupertuis, Tinas Trainer und Pfleger, ergänzt: “Man kann ihr ein Kind auf den Rücken setzen und sie bleibt ruhig. Im Tierspital haben sie uns sogar gefragt, ob Tina wirklich eine Kampfkuh sei. Sie liebt es, allein zu sein und zieht die Menschen ihren Artgenossen vor.”

Sie lässt sich streicheln und macht auf der Weide in Uvrier einen äußerst friedfertigen Eindruck. In der Arena aber verwandelt sich Tina. “Sobald das Halfter weg ist, wird sie zu einer anderen Kuh”, sagt Dupertuis. Um sie zu trainieren und die Beine zu lockern, führt sie der Trainer spazieren. Es reiche, ihr das Halfter zu zeigen und schon komme sie. “In der Regel mögen Kühe es nicht, am Strick ausgeführt zu werden. Sie schon.”

Trainer und Tier absolvieren immer den gleichen Parcours auf dem Rhonedamm. “Wir rennen oder gehen im Schritt, sie entscheidet. Das Training dauert aber nie länger als eine Stunde”, erklärt Dupertuis weiter. Spezielle Ernährung und Pflege seien nicht nötig, zerstreut er Gerüchte: “Es gibt keine Wunderrezepte. Sie erhält Heu und anderes Kuhfutter, manchmal ein bisschen Roggenbrot. Sie wird gemolken und gebürstet wie jede andere Kuh auch.”

Den Unterschied zur Konkurrenz sieht Dupertuis im Charakter Tinas. “Wie andere ‘Reines’ hat sie die Fähigkeit, über sich hinauszuwachsen”, glaubt er. Zudem brauche es auch eine Portion Glück: “Wir wissen, dass es stärkere Kühe geben wird als Tina”, räumt Bruttin ein.

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