Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) bezeichnete die friedliche Revolution zum Auftakt der zweitägigen Festveranstaltung im ehemaligen Staatsratsgebäude in Berlin als “eine der großen Leistungen der deutschen Geschichte”. Die Jahre nach der Wiedervereinigung hätten gezeigt, dass die innere Einheit Deutschlands schwieriger zu erreichen sei als ursprünglich erwartet, sagte Schäuble, der den Einigungsvertrag mit der DDR ausgehandelt hatte. Die Verbesserung des gegenseitigen Verständnisses der Deutschen in den alten und neuen Bundesländern müsse stets weiter im Vordergrund stehen.
Tiefensee sagte der “Berliner Zeitung”, die DDR sei eine Diktatur gewesen, aber auch “ein Land mit geglückten Biografien und erfolgreichen Menschen”. Heute habe der Osten die Nase bei den neuen Technologien vorn und schaffe viel mehr Arbeitsplätze als der Westen. “Wir sind stolz darauf und erwarten Respekt dafür.”
Bei den Kommunalwahlen in der DDR am 7. Mai 1989 hatten unabhängige Bürgerrechtsgruppen die systematische Fälschung der Ergebnisse nachgewiesen. Im Anschluss gab es an jedem Siebenten der folgenden Monate Protestveranstaltungen. Der Bürgerrechtler Werner Schulz (Grüne) berichtete im Deutschlandradio Kultur, damals sei eine neue Stimmung in der DDR entstanden. “Man hat diesen Unmut in der Bevölkerung gespürt, dieses nicht mehr Mitmachenwollen, diese Entschlossenheit, die Wahlen zu boykottieren, Nein zu sagen oder Protest auszudrücken.” Schulz rief dazu auf, in jedem Einzelfall zu betrachten, “was jemand in der DDR getan hat”.