Diese Trendwende im Ernährungsverhalten, die sich seltsamerweise durch einen Zulauf bei teureren Lebensmitteln auszeichnet, ergibt sich aus einer Umfrage der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) sowie der Allianz-Versicherung, die am Dienstag in Wien präsentiert wurde. Der Grund für diese Entwicklung müsse noch genauer erforscht werden, hieß es.
Fünf Prozent sparen beim Genussmitteln Kaffee, vier Prozent bei Zigaretten und elf Prozent bei Alkohol. Mehr als ein Drittel der 1.000 Befragten ab 14 Jahren isst laut der Studie zudem weniger oft außer Haus. Besonders Wenigverdiener und Personen unter 40 Jahren sowie in Ostösterreich hätten diese Reaktion auf die Wirtschaftskrise angegeben, erklärte AGES-Sprecherin Ingrid Kiefer. Etwa gleich viele (33 und 30 Prozent) kaufen zudem vermehrt bei Diskontern bzw. greifen verstärkt zu billigen Eigenmarken. Neben 24 Prozent, die auf Restaurantbesuchen verzichten, gehen einige weniger oft zu Imbissständen (zehn Prozent) oder in Betriebskantinen (fünf Prozent).
Weniger konsumiert werden laut der Umfrage vor allem Nachspeisen, 15 Prozent gaben an, davon weniger zu essen. Sonst wird vor allem bei Knabberzeug (14 Prozent) und Wurst (13 Prozent) gespart, aber auch bei Fast Food (zwölf Prozent) und Fertigmenüs (neun Prozent). Die Nummer Eins der wegen der Krise besonders gefragten Lebensmittel sind Obst und Gemüse, je neun Prozent nehmen davon mehr zu sich. Auch bei Kartoffeln, Reis und Nudeln (acht Prozent), Fisch und Tee (je sieben Prozent) wurde eine verstärkte Nachfrage festgestellt.
“Offenbar zeigt sich hier ein neues Qualitätsbewusstsein”, erklärte Kiefer die Veränderung. Warum genau die Wirtschaftskrise zu einem Run auf gesunde, einfache aber zum Teil auch teurere Lebensmitteln geführt haben könnte, müsse aber erst durch weitere Studien überprüft werden. Teilweise sind die Ergebnisse auch widersprüchlich: Während je sechs Prozent öfter Bio- oder Vollkorn-Kost wählen, sparen zehn bzw. sieben Prozent genau bei dieser Produktgruppe. Zurückzuführen sei dies auf unterschiedliche Einkommens- und Bildungsschichten, betonte Kiefer. Während Besserverdienende sich offenbar gesünder ernähren, schnallen Österreicher mit einem kleinen Budget den Gürtel gerade bei teurer, hochwertiger Kost enger.
Noch stärker wird die Entwicklung übrigens sichtbar, wenn Personen, die bestimmte Produktgruppen – wie Fast Food oder Fisch – grundsätzlich nicht verzehren, ausgeschlossen werden. Laut dieser Wertung verzehren je neun Prozent der Konsumenten mehr Gemüse und Obst, acht Prozent mehr Tee sowie Kartoffeln, Reis und Nudeln. Bei Vollkorn- und Bio-Produkten sowie Fisch langen sieben Prozent häufiger zu. 23 Prozent der Fast Food-Esser verzichten hingegen zunehmend, 19 Prozent lassen die Finger von Knabberzeug und je 17 Prozent sparen bei Limonade, süßen Speisen sowie Fertiggerichten.