Doris Feurle aus Sulzberg kann ihre Nervosität nicht ganz kaschieren. Ein bisschen, sagt sie leicht untertrieben auf die Frage, ob sie aufgeregt sei. Kollegin Linda Bösch aus Lustenau nimmts locker. Nein, nein, geht schon, antwortet sie auf dieselbe Frage. Und schickt ein breites Lachen hinterher. Die beiden werden in wenigen Minuten an der HLW Marienberg mit dem Service für das Prüfungsessen beginnen. Gar keine Zeit für Nervosität haben Elisa Bischof und Cornelia Angermaier, die das Prüflings-Quartett komplettieren. Sie arbeiten in der Küche, schneiden Gemüse, dekorieren Zander, braten Putenschnitzel.
Köstlich, köstlich
Wenig später schon beginnts im schön hergerichteten Esszimmer. Doris und Linda legen letzte Besteckteile auf. Fein säuberlich, in der richtigen Reihenfolge. Dann erhebt Doris das Wort, heißt willkommen, erklärt die Menüs und schließt mit einem Tischgebet, das die acht geladenen Gäste mitbeten. Sie können aus zwei Menüs wählen. Jeweils vier Gänge. Die Gaumen kommen bei Basilikumterrine mit Pesto bzw. frischen Blattsalaten mit Frühlingsrolle und süßsaurer Sauce in Stimmung. Eine weitere warme Vorspeise später warten das gefüllte Putenschnitzel mit Tomatenragout, serviert mit einem Polenta-Taler und der Zander mit Thymian-Kartoffelkruste auf weißem und grünem Spargel. Zu den Köstlichkeiten servieren Doris und Linda frische Weißweine und sind beim Auftischen der Desserts (Walnussparfait und warmer Schokoladekuchen mit Schoko-Sauce bzw. Holunder-Erdbeer-Melange mit Mandelhippe) schon viel lockerer und gesprächiger geworden. Wohl wissend, dass alles gut gegangen ist.
Mehr Flexibilität
Seit halb acht Uhr früh sind sie im Stress. Zogen zuerst aus einem Briefumschlag die zu kochenden Menüs, machten dann einen Zeitplan und begannen mit der Arbeit. Seit zwei Jahren lassen wir die Mädchen zwei Menüs machen. Das erfordert mehr Flexibilität und die Notwendigkeit mit den Gästen zu kommunizieren, erklärt Fachobfrau Karin Orsingher. Doris, Linda, Cornelia und Elisa haben die Prüfung bestanden. Das ist zumindest für die bekochten Gäste klar. Die endgültige Bewertung der Viertklässlerinnen über deren erste Maturaprüfung ein Jahr vor der großen Reifeprüfung muss freilich die Fachkommission fällen.
Bitte warten
Für die so toll aufkochenden und servierenden Schülerinnen heißt das: Bitte warten. Denn zuerst müssen ihre Kolleginnen noch ihre kulinarische Reifeprüfung ablegen, bevor die Prüfer ihre Noten verteilen.