Ihre grundlegenden Erkenntnisse am Gebiet der adulten Stammzellen stellen Nicole A. Hofmann, Andreas Reinisch und Dirk Strunk in der jüngsten Ausgabe der renommierten Zeitschrift für Biomedizin, BLOOD (Juni 25 2009; 113 (26), vor.
Egal ob Patienten mit Gefäßschäden, Stammzelltherapie oder ‘Tissue Engineering’. Die Liste der Anwendungen mit dringlichem Bedarf für die Rekonstruktion neuer Blutgefäße ist lang. Nach anfänglicher Euphorie vor nahezu zehn Jahren ist es inzwischen wieder etwas stiller geworden um die neue regenerative Medizin und Zelltherapie. Einer der Gründe für den fehlenden Fortschritt in diesem Bereich liegt im Fehlen adäquater Technologien, um die Blutversorgung der Transplantate sicherzustellen. Hier setzt die Grazer Forschergruppe an. Sie greifen auf endotheliale Vorläuferzellen – eine Art Stammzellen des Endothels (die innerste Wandschicht von Blut- und Lymphgefäßen) – zurück, die auch im menschlichen Blut zirkulieren.
Die Grazer Forscher haben ein Verfahren entwickelt mit dem aus nur fünf Millilitern Blut aus der menschlichen Armvene hocheffizient stammzellähnliche sogenannte ‘Endothel – Progenitorzellen’ (EP) vermehrt werden können. Endotheliale Vorläuferzellen zeigen ein bemerkenswertes Potenzial zur Bildung von primitiven Blutgefäßen. “Nicht nur die Effizienz der neuen Methode ist einzigartig, sondern weltweit erstmals ist es gelungen, Progenitorzellen ohne Verwendung von tierischen Serum-Hilfsstoffen in klinischer Menge von mehreren 100 Millionen Progenitoren mit vollständig erhaltener Funktionalität herzustellen”, betonte der Grazer Gruppenleiter und Stammzell-Transplanteur Strunk im Gespräch mit der APA.
Bei der Züchtung der Zellkulturen handelt die Grazer Gruppe nach dem Motto “Weniger ist mehr”: Im Unterschied zu bisherigen Methoden, die jeweils mehrere Tausend EP-Zellen verwenden, beschränkt man sich auf rund 100 Zellen pro Quadratzentimeter. “Wenn die Zellen mehr Platz haben, vermehren sie sich einfach besser”, umschreibt Strunk das einfach klingende Prinzip hinter dem in Wirklichkeit viel hämatologisches und labortechnisches Know-how steckt.
“Wir können jetzt leicht zum Startmaterial für die Regeneration von zum Beispiel ischämisch geschädigten Organen kommen. Das heißt nicht, dass wir bereits morgen Menschen damit behandeln werden”, warnte Strunk vor überzogener Freude. Vordringlich sei nun die Abklärung der Therapie, u.a. was mögliche Nebenwirkungen einer Behandlung mit den neuen Blutgefäß – eben Progenitorzellen sein könnten.
Um die Sicherheit dieser individualisierten Therapie zu erhöhen, sind daher derzeit Modellstudien auf der Aufgabenliste der Grazer Stammzellforscher. Man will die Situation im erkrankten Menschen per Tierversuch, vor allem aber mittels Computermodell nachstellen und neben der Effizienz der neuen Therapieformen auch deren Risikoprofil erheben. Einer der ersten Schritte in Richtung kontrollierter Anwendung ist dabei ein verbessertes Stammzellen-Imaging, das im Rahmen der Österreichischen Nanotechnologie-Initiative NanoHealth von der FFG gefördert wird.