Am 24. August 2009 war es endlich soweit: Die Autopsieergebnisse von Michael Jackson lagen vor, ebenso waren die Befragungen der Zeugen abgeschlossen. Der Untersuchungsrichter des Bezirksgerichts Los Angeles stellte danach erstmals offiziell fest: Der Tod des King of Pop am 25. Juni 2009 war ein “Tötungsdelikt”, im Volksmund schlicht “Mord” genannt. Beschuldigt wird der Leibarzt Jacksons, Conrad Murray, der bereits kurz nach dem Ableben des Sängers zumindest für die Verabreichung illegaler Medikamente verantwortlich gemacht worden war.
Massive Schlafstörungen
Laut dem offiziellen Bericht der Behörden hatte Murray seinem Patienten bereits drei Tage vor dessen Tod das Narkotikum Propofol gemeinsam mit den Beruhigungsmitteln Lorazepam und Midazolam gegeben, um dessen Schlafprobleme zu bekämpfen. Nachdem diese Mixtur erfolgreich war, versuchte der Arzt einen Tag später das Ganze noch einmal ohne Propofol. Auch dieser Cocktail brachte Jackson tatsächlich zum einschlafen.
Am 25.6. schließlich schien aber gar nichts zu helfen: Zuerst wurde Jacko um 1.30 Uhr nachts Valium verabreicht, das ebenso wirkungslos blieb wie Lorazepam eine halbe Stunde später. Um 3.00 Uhr und 7.30 versuchte es Dr. Murray zusätzlich mit Midazolam, dazwischen erneut mit Lorazepam. Als Michael Jackson um 10.40 Uhr vormittags noch immer nicht schlief, verlangte dieser laut dem Leibarzt nach Propofol, das Murray schließlich auch spritzte.
Danach konnte der Sänger endlich einschlafen und der Doktor verließ zehn Minuten später das Zimmer, um die Toilette aufzusuchen. Als er zurückkam, atmete Jackson nicht mehr …
“Nicht allein gelassen!”
Murray begann mit Wiederbelebungsmaßnahmen und verabreichte Jackson ein Mittel, das bei Medikamentenüberdosen angewandt wird, bevor er via Handy Jacksons Assistenten, Michael Amir Williams, anrief. Er verlangte nach Sicherheitspersonal und setzte dann mit den Wiederbelebungsmaßnahmen fort. Als diese wirkunslos blieben, lief er ins Erdgeschoß, um Jackos Sohn Prince Michael zu holen. Erst danach trafen die Sicherheitsleute ein.
Was dann geschah, das geht aus dem Bericht nicht hervor, Tatsache aber ist, dass erst um 12.21 Uhr die Rettung von einem Angestellten alarmiert wurde. Murray war noch immer bei der Reanimation, als der Notarzt eintraf und begleitete Jackson schließlich auch ins Krankenhaus, wo nur noch dessen Tod festegellt werden konnte.
Doktor Conrad Murray wird nun aller Voraussicht nach wegen Mordes angeklagt. Sein Anwalt erklärte nach Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse, diese enthielten zum Großteil “Theorien der Polizei” und entsprächen kaum der Wahrheit. Seinem Mandaten sei “das Wort im Mund umgedreht worden”, so der Jurist. Beispielsweise hätte Murray nie gesagt, dass er den schlafenden Jackson allein gelassen hätte. Er hatte seinen Patienten stets unter Beobachtung; dieser hatte auch einen sogenannten Pulsoximeter am Finger, ein Gerät zur Messung der Sauerstoffsättigung im Blut sowie der Herzfrequenz.
(Foto: AP)