“Die Kernbotschaft meines Buchs lautet, dass jeder nur dann essen sollte, wenn
er echten Hunger hat. Es kommt dann weniger darauf an, was man isst, als
dass man sich dabei wohlfühlt und genießt”, so Knop im
pressetext-Interview. Der Autor hat in den vergangenen drei Jahren 150
neue wissenschaftliche Studien kritisch analysiert und ist dabei zu
seinen Schlüssen gekommen. “Es gibt keine gesicherten Beweise für die
gängigen Ernährungsregeln.” Kaum ein Forschungszweig liefere derart
widersprüchliche Ergebnisse wie die Ernährungswissenschaften.
Ein Grundgesetz der “Kulinarischen Körperintelligenz” laute auch, dass
jeder Mensch anders isst. “Hunger ist ein instinktives Gefühl”, so Knop.
Grundlage des Systems der Kulinarischen Körperintelligenz sei das
individuelle Körperwissen, das mit den Triebfedern Hunger und Lust die
Auswahl der Nahrungsmittel steuert, die jeder Mensch zur Lebenserhaltung
benötigt. “Das heißt, dass jeder individuelle Körper weiß, welche Nahrung
für ihn gut ist”, so der Experte. “Das bedeutet aber auch, dass jeder
Mensch andere Dinge mag. Wenn jemand nicht frühstücken will, weil er
keinen Hunger hat, ist das eine individuelle Vorliebe.” Auch wenn jemand
in der Straßenbahn auf dem Weg ins Büro seine Mahlzeit genießt, ist das
in Ordnung. Essen sei ebenso wie Sexualität ein Grundtrieb des Menschen.
Die Frage, ob ein genussvolles Essen oder Fastfood besser sei, liege
einzig und allein in der Beurteilung eines jeden Individuums. Das gelte
ja beim Sex ebenso. Manche mögen es eher genussvoll zelebriert, andere
hingegen schneller.
“Ob jemand jetzt zu- oder abnimmt, hängt maßgeblich vom Faktor
Energiebilanz ab”, erklärt Knop. Wer langfristig mehr Energie aufnimmt,
als sein Körper insgesamt verbrauchen kann, wird zwangsläufig schwerer.
Wenn man hingegen dauerhaft zu wenig isst, nimmt man ab. “In puncto
Körpergewicht ist es übrigens egal, was, wann und wie oft man isst. Von
Bedeutung ist nur die Energiebilanz.” Knop kritisiert in diesem
Zusammenhang die Meßlatte der Bewertung von “zu dick”. “Wir messen dies
im Allgemeinen nur anhand des kontrovers diskutierten Body-Mass-Index
(BMI) – und der sagt auch nichts über den Wohlfühl-Faktor eines jeden
persönlich aus.” Allgemeine Aussagen dazu gebe es nicht, denn einer fühle
sich mit einem BMI von 28 wohl, der andere hingegen nicht. Ob Übergewicht
krank mache, hänge sicher vom Einzelfall ab. “Manche Studien bescheinigen
Menschen mit einem BMI von 25 bis 27 ein längeres Leben, bei anderen
Untersuchungen liegt der Langlebe-BMI sogar bei 25 bis 30. Dann gibt es
Erkenntnisse, wonach ab einem BMI größer 30 das Risiko für zahlreiche
Erkrankungen steigt”, so Knop. Es gebe allerdings auch Studien, die
zeigen, dass beispielsweise bei bis zu einem Drittel der Fettleibigen die
Blutwerte normal sind. “Für fast jede Meinung gibt es die passende
Studie.”
“Dauerhaftes Abnehmen ist eine Lebensaufgabe”, erklärt der
Ernährungswissenschaftler. Der Grund dafür sei die Tatsache, dass jeder
Körper sein Idealgewicht habe. “Wenn man dieses Idealgewicht ablehnt,
führt man sozusagen einen Kampf gegen das eigene Naturell.” Und das sei
ein sehr schwieriges Unterfangen. Ablehnend steht der Autor übrigens auch
Nahrungsergänzungsmitteln bei gesunden Erwachsenen und Kindern gegenüber.
Zahlreiche Untersuchungen hätten ergeben, dass Vitaminpillen zur
Vorbeugung und sogar zur Behandlung vieler Volkskrankheiten nutzlos sind.
Ein ausgewähltes Beispiel zur gefährlichen Doppelzüngigkeit
cholesterinsenkender Lebensmittel runden das Kapitel zur
Nahrungs-Ergänzung ab.
Quelle: pte