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Eckdaten im Leben von Radovan Karadzic

Der bosnisch-serbische Ex-Präsident Radovan Karadzic wurde bereits 1995 vom UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag wegen Völkermords während des Bosnien-Krieges (1992-95) angeklagt. Erst 2008 wurde er in Serbien aufgespürt und an den Strafgerichtshof überstellt. Im Folgenden eine Chronologie der Ereignisse:

1989 – Der ausgebildete Mediziner gründet die nationalistische Serbische Demokratische Partei (SDS) und übernimmt deren Vorsitz.

1991 – Karadzic widersetzt sich der Idee eines unabhängigen Bosnien-Herzegowina. Die bosnischen Serben-Führer versuchen, die Kontrolle über die für wichtig erachteten Gebiete von Bosnien-Herzegowina zu gewinnen.

Jänner 1992 – Die bosnischen Serben rufen eine eigene Republik aus. Karadzic wird zunächst Mitglied der Dreierpräsidentschaft der Serbischen Republik und ist ab Ende des Jahres alleiniger Präsident.

April 1992 – Die EG-Staaten erkennen Bosnien-Herzegowina an, nachdem Muslime und Kroaten in einem von Serben boykottierten Referendum für die Unabhängigkeit stimmten. Belagerung von Sarajevo beginnt und wird bis zum Ende des Krieges 1995 dauern. Die bosnisch-serbische Armee unter dem Kommando von Ratko Mladic erobert in kurzer Zeit 70 Prozent des Landes.

1995 – Als die Serben ein Ultimatum zur Abgabe ihrer schweren Waffen ignorieren, bombardiert die NATO im Mai einen Bunker Karadzics.

11. Juli – Soldaten unter dem Kommando von Mladic überrennen die UNO-Schutzzone Srebrenica. Bei dem schlimmsten Massaker seit dem Zweiten Weltkrieg töten sie rund 8.000 muslimische Buben und Männer.

24. Juli – Die Vereinten Nationen klagen Karadzic und Mladic wegen der Belagerung von Sarajevo wegen Völkermords an.

16. November – Das UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien (ICTY) klagt Karadzic und Mladic erneut wegen Völkermordes an, diesmal wegen des Massakers von Srebrenica.

November/Dezember – Beim Friedensabkommen von Dayton wird den Serben die Hälfte Bosniens zugesprochen unter der Bedingung, mit dem UNO-Tribunal zusammenzuarbeiten. Die NATO einigt sich auf eine 60.000 Mann starke Friedenstruppe für Bosnien.

1996 – Unter internationalem Druck gibt Karadzic sein Amt als Präsident der bosnischen Teilrepublik Republika Srpska an seine damalige enge Mitarbeiterin Biljana Plavsic ab. Mladic wird später aus der Armee entlassen, er lebt bis zum Frühjahr 2003 unter dem Schutz des Regimes von Slobodan Milosevic in Belgrad.

Jänner 2001 – Plavsic stellt sich dem UNO-Tribunal. Laut Geheimdienstinformationen bewegt sich Karadzic im Grenzgebiet zwischen Ostbosnien und Montenegro. Eine Zeitlang wird er auch in Russland vermutet.

Juli 2001 – Der im Jahr 2000 gestürzte Milosevic wird im Juni an das UNO-Tribunal ausgeliefert.

2005 – Zwischen Jänner und Mai ergibt sich ein Dutzend serbischer Generäle dem Kriegsverbrechertribunal von Den Haag – unter ihnen Vertraute von Karadzic. Medien berichten von angeblichen erfolglosen Verhandlungen mit Karadzic über dessen freiwillige Überstellung an das UNO-Tribunal.

Juli 2008 – In Serbien bilden Demokraten und Sozialisten eine neue Regierung und versprechen die Zusammenarbeit mit Den Haag. Nur vier Tage nach einem Wechsel an der Spitze des serbischen Geheimdienstes BIA wird Karadzic am 21. Juli in Serbien aufgespürt und festgenommen.

26. Oktober 2009 – Prozessbeginn gegen Radovan Karadzic vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) in Den Haag.

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