Studentenproteste: Kritische und solidarische Uni sucht noch Bleibe

Die Pressekonferenz zur Präsentation der KriSU musste daher am Donnerstag in der Aula der Akademie der Bildenden Künste stattfinden – wo die Teilnehmer auch gestanden, “keine fertigen Antworten” zu haben, aber immerhin die richtigen Fragen zu stellen.
Die Besetzer des Audimax der Universität Wien werden von der KriSU einerseits unterstützt, anderseits aber auch kritisch gesehen: “Uns geht es nicht um mehr Geld für die bestehende Uni, sondern um eine andere Uni”, so einer der namenlos bleiben wollenden Aktivisten. Wie eine neue Unis aussehen soll, ist ihnen noch nicht ganz klar: Allerdings soll jedenfalls der Kapitalismus überwunden und durch eine solidarische Ökonomie ersetzt werden. Hinterfragt werden soll dabei etwa der Zwang zur Ausbildung, um sich selbst “am Arbeitsmarkt zu verkaufen”, sowie in weiterer Folge die Lohnarbeit selbst: “Aber das ist klarerweise ein längerfristiges Projekt.”
Die KriSU soll außerdem nach dem Prinzip der Selbstverwaltung organisiert und demokratisch sein. Aufgehoben werden soll die derzeitige Trennung von akademischem Wissen und Erfahrungswissen, auch die derzeitige Trennung von Lehrenden und Lernenden funktioniere nicht. Für die Aktivisten ist klar, dass so eine Uni “nicht nur in einem virtuellen Raum existieren kann”. Vielmehr brauche es autonome, selbstverwaltete Räumlichkeiten – das habe man mit der Besetzung aufzeigen wollen, meinte eine Aktivistin. In Wien gebe es fünf Mio. Quadratmeter an leerstehenden Wohnungen, die wieder zugänglich gemacht werden könnten. Egal, ob diese der BIG oder der Stadt Wien gehören bzw. nur zur Veräußerung stehen – “wir wollen Anspruch auf diese Räumlichkeiten erheben”.
Die Gruppe besteht nach eigenen Angaben derzeit aus rund 100 Personen, verweist aber auf zahlreiche Unterstützer ihrer Online-Petition: Unter anderem seien aufmunternde Worte von Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, dem früheren UNO-Sonderberichterstatter gegen Hunger, Jean Ziegler, und dem Staatssekretär für Solidarische Ökonomie im brasilianischen Arbeitsministerium, Paul Singer gekommen.