Seit die Lastwagen großflächig Werbung fürs Käslädele spazieren führen, kommen noch mehr Käufer nach Hard. Mittwoch, Freitag und Samstag stehen sie zu Stoßzeiten oben am Treppenabsatz der ehemaligen Käsefabrik, starren Löcher in den Boden und saugen die molkegeschwängerte Luft ein, bis auch sie an der Reihe sind. Dann erbitten sie bei Christa, Sibylle oder Hilde, was das Frühstück und die Jause krönen wird: Drei Monate alten Langenegger Dorfkäs oder Montafoner oder Bergkäse, der zwölf Monate lang in einem Keller zu kräftigem Biss und Geruch herangereift ist.
Harte erste Jahre
Das ist Hildes Leben. Seit 21 Jahren. Fragt man sie, was sie gelernt hat, sagt sie nix und meint damit, dass in siebenköpfigen Familien damals das Arbeiten im Vordergrund stand. Also kam sie als Mädel alsbald in ein Furnierwerk und schuftete wie ein Idiot. Sieben Jahre lang, ohne Urlaubs- oder Weihnachtsgeld. Dann haben meine Schwester Annelies und ich zur Alma gewechselt. In eine richtige Familie hinein, erzählt Hilde, und noch immer schwingt da ein Quäntchen Wehmut mit. Weil sie damals Direktor und Vorgesetzte so gut gekannt hat wie ihre Kolleginnen. Aber auch die Ruppleute sind sehr nett, das muss sie schon sagen. Wer hätte sich all das träumen lassen, damals in den Siebzigerjahren, als sich die beiden Konkurrenten noch bekämpft haben bis aufs Blut?
Du riechst wie ein Joghurt
Damals hantierte Hilde erst einmal im Automatensaal der Alma herum. Wurde Maschinenführerin, hat Zigtausende Käsle verpackt, bis sie jemanden für den Fabriksverkauf suchten. Da griff sie zu. Obwohl die schweren Käselaibe den Frauen ganz schön Kraft abverlangen. Obwohl Hildes Mann anfänglich allabendlich feststellte: Hilde, du riechst wie ein Joghurt. Heute nimmt sie den typischen Geruch schon gar nicht mehr wahr, der Kundenherzen höher schlagen lässt. Sie isst wohl dann und wann ein Stück Käse Schnöka nennt man das auf gut Vorarlbergerisch aber daheim bleibt sie käseabstinent. Dafür trägt sie noch die Erinnerung an so manchen Schwarzenberger Alptag im Kopf, an dem sie die Produkte des kommenden Jahres frisch von der Alp verköstigt hat. So, jetzt muss sie aber. Vor Weihnachten herrscht im Käslädele Kundenstau. Und schon ist Hilde mit dem Messer zur Hand und ein stolzer Besitzer um ein halbes Kilo Bergkäs reicher.
Zur Person
Seit 21 Jahren verkauft Hilde Langeder im Käslädele der Harder Alma, das auch nach der Übernahme durch Rupp weiterbesteht. Geboren: 21. September 1946 Ausbildung: Pflichtschule Laufbahn: erst sieben Jahre in einem Furnierwerk, dann Maschinensaal der Alma und 21 Jahre lang Verkäuferin im Lädele Familie: verheiratet, ein Sohn.