Die Demonstranten, die sich auf dem Enghelab-Platz in der Innenstadt von Teheran versammeln wollten, protestierten gegen die umstrittene Wiederwahl von Präsident Mahmoud Ahmadinejad im Juni und riefen “Tod dem Diktator”.
Zahlreiche Autofahrer bekundeten ihre Sympathie mit den Demonstranten, indem sie jedes Mal hupten, wenn die Polizisten gegen die Kundgebungsteilnehmer vorgingen. Kleinere Gruppen von Regierungsgegnern versammelten sich am Samstag auch vor der Universität von Teheran, auch dort wurden die Proteste sofort unterbunden und mindestens zwei Demonstranten von der Polizei abgeführt. Die reformorientierte Website Rahesabs berichtete, in der Innenstadt seien Revolutionsgarden und Mitglieder der Basij-Miliz im Einsatz. Sie gingen mit Tränengas und Pfefferspray gegen Demonstranten vor und schlugen Scheiben von Autos ein, deren Fahrer die Demonstranten mit Hupkonzerten unterstützten.
Die umstrittene Wiederwahl Ahmadinejads im Juni hatte wochenlange Proteste ausgelöst und die Islamische Republik in die schwerste Krise seit der Revolution und dem Sturz des Schah-Regimes vor 30 Jahren gestürzt. Zahlreiche Oppositionelle wurden festgenommen; ihnen wird vor einem Sondertribunal in Teheran der Prozess gemacht. Auf dem Höhepunkt der Proteste war die Studentin Neda Agha-Soltan in Teheran erschossen worden. Die britische Zeitung “The Times” kürte die 26-Jährige zur “Person des Jahres”. Sie sei zum “weltweiten Symbol des Widerstands gegen die Tyrannei” geworden, erklärte die Redaktion am Samstag. Die junge Studentin habe sich den Protesten angeschlossen aus Wut darüber, “wie das Regime die Präsidentschaftswahl stahl”. Im Internet kursierende Bilder der sterbenden jungen Frau hätten “die letzten Reste von Legitimität des Regimes” zerstört und den Widerstand der Opposition weiter entfacht.
Für (den morgigen) Sonntag werden eine Woche nach dem Tod des der Opposition nahestehenden Großayatollahs Ali Montazeri weitere Proteste erwartet. Die Polizei hat für das Wochenende ein verschärftes Vorgehen gegen Demonstranten angekündigt. Im Zusammenhang mit den Protesten wurde ein früherer Regierungssprecher und Anhänger der Opposition zu sechs Jahren Haft verurteilt. Abdollah Ramazanzadeh wurde schuldig gesprochen, gegen die nationale Sicherheit gehandelt und gegen das islamische Regierungssystem Stimmung gemacht zu haben, berichtete die halbamtliche Nachrichtenagentur Fars. Ramazanzadeh war bis 2004 Regierungssprecher unter dem damaligen Präsidenten Mohammad Khatami.