Zu diesem Ergebnis sind die Geschworenen am Montagnachmittag im Prozess gegen den 61-jährigen Ildar A. gekommen. Der Wahrspruch kann als schallende Ohrfeige für die Ermittlungsbehörden interpretiert werden, die die Beweislage für ausreichend erachtet hatten, um gegen den Geschäftsmann Anklage wegen geheimer nachrichtendienstlicher Tätigkeit zum Nachteil der Republik Österreich, versuchte Überstellung an eine ausländische Macht und Bestimmung zum Amtsmissbrauch erhoben hatten.
Nach nur etwas mehr als einstündiger Beratung verwarfen die Geschworenen die Anklage zur Gänze. Ildar A., der den Freispruch mit einem knappen “Danke!” kommentierte, wurde unmittelbar nach der Verhandlung auf freien Fuß gesetzt. Er hatte mehr als ein Jahr in U-Haft verbracht.
Anton Draskovits, der Verteidiger des Doch-Nicht-Spions für Kasachstan, kündigte nach der Verhandlung rechtliche Schritte an. Er wird für den von sämtlichen Vorwürfen einstimmig freigesprochenen Ildar A. Haftentschädigung einklagen, sagte Draskovits im Gespräch mit der APA: “Fakt ist, dass mein Mandant auf Basis bloßer Spekulationen über ein Jahr zu Unrecht in U-Haft verbringen musste.”
Vom Freispruch selbst zeigte sich der Anwalt keineswegs überrascht: “So wie der parlamentarische U-Ausschuss zu der angeblichen Spionage-Affäre eine reine Polit-Show gewesen ist, war der Prozess eine Anklage-Show ohne Substrat.” Der Staatsanwalt habe zwar mit einer ausgeklügelten Powerpoint-Präsentation und großformatigen Schautafeln gearbeitet, aber über die fehlenden Beweise für die angebliche Entführung eines Vertrauten des ehemaligen kasachischen Botschafters in Wien, Rakhat Alijew (Aliyev), nicht hinweg täuschen können.
Ildar A. war im Verdacht gestanden, in die gescheiterte Entführung des ehemaligen Chefs des kasachischen Geheimdiensts KNB, Alnur Mussajew (Mussayev), verwickelt gewesen zu sein. Drei Männer sollen am 17. Juli 2008 versucht haben, sich des Mannes zu bemächtigen, der als enger Vertrauter des beim kasachischen Staatspräsidenten Nursultan Nasarbajew in Ungnade gefallenen Alijew galt, um diesen nach Kasachstan bzw. in die kasachische Botschaft in Wien zu verschleppen.
Ildar A. hätte dabei im Hintergrund die Fäden gezogen sowie während und vor der beabsichtigten Entführung mit einem der Täter telefoniert, lautete der Tenor der Anklage. Der angebliche Spion hatte stets sämtliche gegen ihn gerichteten Vorwürfe abgestritten. Er betrachtet sich als Opfer einer gegen ihn gerichteten Verschwörung, hinter der er Alijew vermutete.