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China: Fast 100 Tonnen verseuchtes Milchpulver

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Mehr als ein Jahr nach der offiziellen Entwarnung im chinesischen Milchpulverskandal sind immer noch Tonnen des mit Melamin verseuchten Pulvers im Umlauf. Wie die Zeitung "China Daily" am Montag berichtete, suchen die Behörden noch mehr als 90 Tonnen der verseuchten Milch, die zwischen Juli und November zur Weiterverarbeitung verkauft wurden.
Milchpulver-Skandal erschüttert Verbraucher

Nach Angaben der staatlichen Zeitung hatte eine Molkerei der nördlichen Provinz Ningxia im vergangenen Sommer rund 170 Tonnen des zur Zerstörung bestimmten Pulvers aufgekauft, neu verpackt und an fünf Unternehmen im Norden und Süden des Landes weiterverkauft. Davon seien erst 72 Tonnen entdeckt worden.

Unklar war laut dem Bericht, ob die Molkerei die verseuchte Milch bewusst in Umlauf gebracht hatte: Nach Angaben des örtlichen Molkereiverbands war das Unternehmen zu klein, um sich teure Testgeräte leisten zu können. In jedem Fall aber sei es illegal gewesen, das Pulver in neuer Verpackung anzubieten. Die Behörden hatten die Molkerei und ein zweites Unternehmen am Samstag geschlossen.

Nach den Worten des früheren Vize-Vorsitzenden des chinesischen Molkereiverbands, Wang Huaibao, wirft der neue Skandal ein schlechtes Licht auf die chinesischen Kontrollbehörden. “Die Affäre liegt jetzt schon fast eineinhalb Jahre zurück, und immer noch fehlt den Regierungsbehörden das Bewusstsein für den Lebensmittelschutz”, sagte Wang.

Der Skandal um mit Melamin verseuchtes Milchpulver war im September 2008 bekanntgeworden: Damals war die gesundheitsschädliche Industriechemikalie im großen Stil der mit Wasser gestreckten Milch beigemischt worden, um einen höheren Proteingehalt vorzutäuschen. Fast 300.000 Babys und Kleinkinder erkrankten, sechs starben.

Nachdem auch im Ausland Melamin-verseuchte Produkte aufgetaucht waren, startete Peking eine umfangreiche Rückrufaktion: Unzählige Unternehmen blieben auf Tonnen verseuchten Milchpulvers sitzen, ohne entschädigt zu werden. In ihrer Verzweiflung versuchten nun einige von ihnen laut “China Daily”, das Pulver wieder zu verkaufen, um ihre Schulden zu zahlen.

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