Die Petition sei durch die derzeitige Wirtschaftskrise angeregt worden, erklärte Repovz. Ihr Zweck sei, zum Nachdenken anzuregen, was für eine Gesellschaft Slowenien werden soll. Die Petition setzt dabei auf die soziale Komponente. Schon jetzt benötigen rund 60.000 ältere Menschen in Slowenien täglich Hilfe, welche wegen Geldmangels vom Staat nicht gewährleistet werden könne. “Wir finden, dass im Jahr 2010 die Quelle für die benötigten Finanzmittel die Armee sein kann”, so Repovz. Die vergangenen 20 Jahre hätten gezeigt, dass man die Armee gar nicht brauche: “Sie ist zu klein, um ernst genommen zu werden, aber zu groß, um sie zu erhalten.” Im Jahr 2009 hat Slowenien für den Verteidigungsbereich 552 Mio. Euro ausgegeben. Das sind rund 1,55 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Konkret wird in der Petition eine umfassende Umstrukturierung der slowenischen Armee vorgeschlagen: von insgesamt 7.500 aktiven Soldaten sollen rund 2.000 eine Garde im Rahmen des bestehenden Zivilschutzes bilden. Weitere 500 Soldaten sollen für Friedensmissionen der NATO nach isländischem Vorbild ausgebildet werden. Die restlichen 5.000 Soldaten sollen zu Sozialarbeitern mit Schwerpunkt auf Altenpflege umgeschult werden. Die 19 derzeit von der Armee verwendeten Kasernen sollen zu Altersheimen, Hospizen, Wohnungen für Jungfamilien oder Jugendzentren umgebaut werden. Weiter wird vorgeschlagen, dass der Großteil der Ausrüstung verkauft wird. Angesprochen wird auch die Möglichkeit, dass Slowenien aus der NATO aussteigt.
Die Petition wurde von zahlreichen Prominenten unterstützt. Neben der slowenischen Volksanwältin Zdenka Cebasek Travnik haben auch zahlreiche angesehene slowenische Persönlichkeiten wie Professoren, Journalisten, Schriftsteller, Sänger und Schauspieler unterzeichnet. Repovz ist über die Reaktion überrascht. “Wir sind von einer zurückhaltenden Reaktion ausgegangen, weil der Vorschlag auf den ersten Blick doch radikal wirkt. Doch wenn man die Petition näher betrachtet, haben die Argumente offenbar die Menschen überzeugt”, so Repovz. Die Sammlung von Unterschriften ist zeitlich nicht befristet, überlegt wird auch die Einreichung eines Gesetzesentwurfs.
Die Reaktion aus der Politik ist verhalten. Staatspräsident Danilo Türk, der auch Oberbefehlshaber der slowenischen Streitkräfte ist, hat sich zu dem Thema bisher noch nicht zu Wort gemeldet. Äußerst scharf ist gegen die Petition unterdessen die Verteidigungsministerin Ljubica Jelucic aufgetreten. “Das, was in der Petition steht, ist direkt gegen die Verfassung und das Landesverteidigungsgesetz gerichtet”, sagte sie dem Studentensender Radio Student. In einem späteren Gespräch im öffentlich-rechtlichen TV Slovenija sagte sie, dass die Petition in eine “andere Zeit vor 20 Jahren” gehöre. Sie vermutet politische Interessen hinter der Petition.
Die Initiatoren der Petition zeigen sich über die Reaktion der Verteidigungsministerin enttäuscht. “Von Regierungsmitgliedern hätten wir mehr Offenheit erwartet”, sagte Repovz. Die Vorwürfe politischer Interessen weist der “Mladina”-Chefredakteur zurück: “Hinter Mladina steht keine politische Organisation, sondern die Interessen der Zivilgesellschaft”, sagte er. “Die Unterzeichner und Initiatoren der Petition weisen aber ein klares politisches Interesse auf, und zwar, dass die Verteidigungsmittel eher in soziale Projekte umgeleitet werden sollen.”