Das Bildungsniveau in Österreich ist in den vergangenen 30 Jahren stark angestiegen, die Bildungsgerechtigkeit dagegen nicht. Das zeigen am Montag präsentierte Zahlen der Statistik Austria. “Der Bildungsstand wird weitgehend vererbt”, betonte der Fachstatistische Generaldirektor Konrad Pesendorfer bei einer Pressekonferenz. Dieser Umstand habe sich über die Generationen nicht verbessert.
2008 verfügten demnach rund 14 Prozent der Bevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren über einen Tertiärabschluss (Uni, Fachhochschule, Akademie, Kolleg), 69 Prozent absolvierten als höchste Ausbildung eine Sekundarschule (AHS, berufsbildende mittlere oder höhere Schule, Lehre). 17 Prozent verfügen höchstens über einen Pflichtschulabschluss. Dies entspricht einem starken Anstieg des formalen Bildungsniveaus seit 1980: Damals hatten erst 4,5 Prozent der Bevölkerung im Erwerbsalter einen Tertiärabschluss, 49,5 Prozent höchstens einen Sekundarabschluss und 46 Prozent höchstens einen Pflichtschulabschluss.
Diesem Anstieg steht allerdings eine nur geringe soziale Mobilität gegenüber. 25-44-Jährige, deren Eltern höchstens einen Pflichtschulabschluss aufweist, haben nur zu 10,3 Prozent eine tertiäre Ausbildung absolviert. Demgegenüber haben rund 43 Prozent der Sprösslinge eines Akademikerhaushalts ebenfalls einen Hochschulabschluss. Diese Zahlen haben sich darüber hinaus gegenüber der Generation davor kaum geändert: 45-64-Jährige, deren Eltern nur einen Pflichtschulabschluss aufweisen, haben nur zu neun Prozent eine tertiäre Ausbildung, Akademikerkinder im gleichen Alter dagegen zu 42 Prozent.
Auch die Frauen haben den Aufholprozess beim Bildungsgrad noch nicht abgeschlossen: Zwar haben sie die Männer im Tertiärbereich bereits leicht überflügelt (14 Prozent der Frauen zwischen 25 und 64 Jahren verfügen über einen Hochschulabschluss gegenüber 13 Prozent bei den Männern), dahinter zeigt sich aber noch ein klarer geschlechtsspezifischer Unterschied. 22 Prozent der Frauen zwischen 25 und 64 Jahren haben als höchste Ausbildung nur die Pflichtschule durchlaufen, bei den Männern beträgt dieser Anteil nur 12,5 Prozent. Das geht im Sekundarbereich vor allem auf das Konto der Lehre: 51 Prozent der Männer, aber nur 30 Prozent der Frauen haben als höchsten Abschluss eine Lehrausbildung hinter sich gebracht. Die Frauen punkten demgegenüber, allerdings in geringerem Ausmaß, an den berufsbildenden mittleren Schulen (19 gegenüber neun Prozent).
Für das spätere Erwerbs- und Sozialleben ist ein hoher Bildungsgrad von Vorteil: 2008 waren 8,2 Prozent der Personen mit höchstens Pflichtschulabschluss arbeitslos, aber nur knapp zwei Prozent der Hochschulabsolventen. Nahezu ein Fünftel (19,5 Prozent) der Personen, die nach der Pflichtschule keine formale Ausbildung mehr abgeschlossen haben, waren 2007 armutsgefährdet. Schon ein Sekundarabschluss reduziert das Armutsrisiko auf die Hälfte, für Hochschulabsolventen liegt es nur noch bei knapp sechs Prozent.