Sie versammle erstmals eine derart große Anzahl an Arbeiten auf Karton und Papier des 1941 in Liberec geborenen deutschen Künstlers, der in Wien nun mit rund 100 Arbeiten vertreten ist. Was die Ausstellung in der Pfeilerhalle noch verdeutlicht, ist die unheimliche Bandbreite Lüpertz’, wie Schröder beim Pressegespräch betonte: “Kaum hat man das Gefühl, man hat einen Lüpertz gefunden, rutscht er schon wieder unten weg.”
Die Schwerpunkte in “Metamorphosen der Weltgeschichte” bilden freilich einerseits die “Deutschen Motive”, mit denen Lüpertz in den späten 60er und 70er Jahren durch die thematische Auseinandersetzung mit einem nicht bewältigten deutschen Nationalpathos für Aufregung gesorgt hat. Andererseits stechen die imposanten dithyrambischen Werke wie “Zyklop” oder “Schornstein” hervor. Mit dieser von ihm geschaffenen Form reagierte Lüpertz auf die in den frühen 60er Jahren vorherrschende figurative Pop-Art und den Abstrakten Expressionismus, indem er die beiden Gegensätze von Gegenständlichkeit und Abstraktion zu einer neuen Synthese verband.
Kaleidoskop aller Werkphasen
Ein eigener Raum ist dem im Jahr 2002 begonnenen “Daphne”-Zyklus gewidmet: Ob Bleistift und Gouache, Aquarell und Ölkreide oder bemalte Bronze – das Verschmelzen von Skulptur, Malerei und Zeichnung ist schwindelerregend.
Kuratorin Antonia Hoerschelmann bezeichnete die Ausstellung zu einer der seit langen international bedeutendsten deutschen Künstlerpersönlichkeiten als “Kaleidoskop aller Werkphasen” und hob unter anderem jene zahlreichen Varianten hervor, die in der Schau zu sehen sind. Die Karton-Arbeiten seien oft nur Vorarbeiten für Gemälde gewesen und hätten sich “im Laufe der Jahre verselbstständigt und sind nun autonome Kunstwerke”.
2005 hatte Lüpertz’ Skulptur “Mozart – Eine Hommage” auf dem Ursulinen-Platz vor der Salzburger Markus Kirche für Aufregung gesorgt. Der Künstler, der bei der Presse-Preview kein Statement abgab, hat dazu einmal gesagt: “Ich persönlich kann mich über Reibungsfläche gar nicht beklagen. Ich brauche nur irgendwo eine Skulptur hinzustellen, und schon geht’s los – sie wird bestenfalls verbal abgelehnt, schlimmstenfalls geköpft, geteert und gefedert.” In der Albertina wird sein Werk vorallem eins: liebevoll gewürdigt.