“Er wird unser neuer Zuchtbulle”, sagte Zoo-Direktor Bernhard Blaszkiewitz drei Jahre nach der erstmaligen Präsentation des im Dezember 2006 geborenen und von seiner Mutter verlassenen einst schneeweißen Bärenbabys. Fast zehn Millionen Menschen haben den mittlerweile gut 300 Kilo schweren Publikumsmagneten gesehen.
Das weltweite Interesse wird mit Sicherheit andauern, wenn Knut wie vom Zoo erhofft das Erbe seines Vaters Lars antritt und mit den Eisbärinnen Nancy und Katjuscha im nächsten Jahr Nachwuchs zeugt. Damit steht fest, dass sich der Zoo nicht weiter um einen Verbleib der gleichaltrigen Münchner Leihbärin Gianna bemüht, mit der Knut seit September vergangenen Jahres täglich nach Teenagerart herumturtelt.
Knuts Vater Lars, der inzwischen nach Wuppertal übersiedelt ist, hat jedes Jahr das Eisbärinnen-Trio Tosca, Nancy und Katjuscha gedeckt. Wenn nun Knut an die Stelle seines Vaters tritt, muss allerdings Mutter Tosca in den Tierpark Friedrichsfelde im Ostteil Berlins wechseln.
Die “Knut-Story” geht damit weiter. “Die Welt war genau dazu bereit”, sagte Zoo-Direktor Blaszkiewitz über den 23. März 2007, an dem mehr als 500 Journalisten Berichte und Bilder vom tapsigen Knuddel um die Welt schickten. “Das Phänomen Knut” hat Blaszkiewitz zufolge zur richtigen Zeit einen Nerv getroffen. “Knut steht gegen das Böse in den Nachrichten”, sagte damals Bären-Betreuer Heiner Klös. Mitten in den Pressepulks stand ein US-Kameramann und weinte. Auf Fragen der Berliner Gastgeber sagte er, zwei Tage zuvor habe er noch den Krieg im Irak gefilmt, und er sei nur glücklich, jetzt hier in Berlin sein zu dürfen.
“Es lief alles einfach gut und positiv für uns”, bilanziert Blaszkiewitz die drei Jahre seit der Premiere. Die Besucherzahlen schossen in die Höhe, allein zu Ostern 2007 kamen täglich 40.000: Ein Kreisverkehr mit Gittern wurde eingerichtet, sieben Minuten Knut-Schauen, dann rückte die nächste Gruppe vor. Die erste Million Besucher hatte Knut schon am 5. Juli erreicht, die zweite Million am 24. Oktober. Fünf Millionen – da hatte der Zoo das genaue Zählen schon aufgegeben – waren es im Sommer 2008. Auch die Konto-Daten sahen gut aus: Rund sieben Millionen Euro zusätzlich kassierte der Zoo aus Ticket- und Souvenirverkauf sowie aus Medien- und Film-Rechten.
“Die Welt ist nicht sachlich, die Menschen brauchen das, diese Gefühle”, sagte Blaszkiewitz. Drei Elemente kämen aus psychologischer Sicht zusammen: Baby, von der Mutter verlassen – und dazu die schneeweiße Unschuld. Flankiert wurde das alles vom juristischen Streit um den am Ende von Berlin vom Tierpark Neumünster für 430.000 Euro freigekauften Knut und von nie geahnten Schicksalsschlägen, so, als im September 2008 der beliebte Knut-Ziehvater Thomas Dörflein den Herztod starb.