“Ich verklage den Papst”, so US-Anwalt Jeff Anderson. Der US-Opfer-Anwalts Jeff Anderson, der sich auf Missbrauchsfälle innerhalb der katholischen Kirche spezialisiert hat, erhebt schwere Vorwürfe. Das Oberhaupt der katholischen Kirche soll von Missbrauchsfällen gewusst, jedoch nichts unternommen haben. Der 62-jährige Staranwalt habe schwer belastende Akten gefunden.
Missbrauchsopfer in den USA haben die Reaktion des Vatikans auf ihre Beschwerden am Montag scharf kritisiert. Auf einer Pressekonferenz in Milwaukee warfen sie dem Heiligen Stuhl vor, einer echten Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen. Einer der Betroffenen, Arthur Budzinski, erklärte: “Ich will dem Papst nichts Böses. Aber der Papst sollte etwas tun. Ich erzähle einfach nur meine Geschichte.”
Der Missbrauchsskandal in Milwaukee liegt Jahrzehnte zurück. In den Jahren 1950 bis 1975 soll dort ein Priester an einer Schule für Gehörlose rund 200 Buben missbraucht haben. Laut in der vergangenen Woche bekanntgewordenen Vatikan-Akten wurde in den 90er Jahren die Glaubenskongregation in Rom über den Fall informiert, verzichtete aber auf Sanktionen gegen den zu diesem Zeitpunkt hochbetagten Beschuldigten. Die Glaubenskongregation wurde damals von Kardinal Joseph Ratzinger, dem heutigen Papst Benedikt XVI., geleitet.
Die Vatikanzeitung “L’Osservatore Romano” hatte nach Veröffentlichung dieser Dokumente durch verschiedene Medien kritisiert, es gebe eine “klare und verabscheuungswürdige Absicht”, Papst Benedikt XVI. “um jeden Preis” anzugreifen. Diese scharfe Reaktion löste bei den Missbrauchsopfern in Milwaukee Empörung aus. Auf der Pressekonferenz am Montag schwenkten einige von ihnen Plakate mit der Aufschrift: “Ich bin nicht verabscheuungswürdig.” Eine Sprecherin des Netzwerks der Überlebenden des Missbrauchs durch Priester kritisierte, der Vatikan streue Salz “in die tiefen Wunden derjenigen, die von der Kirche zu Opfern gemacht und enttäuscht wurden”.