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Moskau: Trauer um Terror-Opfer

Nach dem Doppelanschlag in der Moskauer U-Bahn hat Russland am Dienstag der 39 Todesopfer gedacht.
Trauer um Terror-Opfer
Weiteres Blutbad verhindert?
Terroranschläge in Russland
Bilder aus Moskau
Stichwort: Metro in Russland
Videobericht aus Moskau
Chronologie: U-Bahnen als Terrorziel
Medwedew erklärt "Krieg"
Keine Österreichischen Opfer

In Moskau wehten die Fahnen auf halbmast, nachdem die Regierung für einen Tag Staatstrauer ausgerufen hatte. Auf den Bahnhöfen Lubjanka und Kulturpark, die am Vortag Ziele der Selbstmordanschläge durch zwei Frauen geworden waren, legten Einwohner von Moskau Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Die Polizeipräsenz an den U-Bahn-Stationen war hoch, die Pendler bestiegen die Züge mit gemischten Gefühlen. Unterdessen lief die Fahndung nach den Hintermännern der Tat – mutmaßlich islamistische Rebellen aus dem Kaukasus – weiter.

„Niemand lächelt oder lacht“

Nach Angaben der Behörden erlag eine junge Frau ihren schweren Verletzungen, so dass die Zahl der Toten nach den Anschlägen auf 39 stieg. 71 Menschen wurden noch im Krankenhaus behandelt, fünf von ihnen befanden sich in einem kritischen Zustand. In den U-Bahnen herrschte eine nervöse Stimmung: „Als ich in der Metro fuhr, fing plötzlich eine elektronische Uhr an zu piepen“, sagte eine Studentin. „Ich dachte: Das war‘s jetzt. Ich hatte große Angst.“ Am Kulturpark banden Reisende als Zeichen der Trauer weiße Schleifen an eine Säule. Viele der Vorübergehenden bekreuzigten sich. „Niemand lächelt oder lacht“, sagte die Studentin Alina Zaritowa. Tatjana Jerofejewa, eine Moskauerin Anfang 50, sagte: „Wir müssen damit leben, wir dürfen nicht daran denken, erst recht nicht, wenn wir unter der Erde sind.“ Die Fernseh- und Radiosender nahmen Unterhaltungssendungen aus dem Programm, landesweit wurden Gottesdienste abgehalten. Nach den Anschlägen wurde auch Kritik an der Informationspolitik der Regierung und dem Krisenmanagement der Hauptstadt laut, wo es ja schon in der Vergangenheit mehrfach Anschläge gegeben hatte. Einige Zeitungen schrieben, die Bevölkerung sei fälschlicherweise in dem Glauben gelassen worden, die islamistische Gewalt werde nicht in die Metropolen überschwappen.

Mahnung zu Besonnenheit

Der Geheimdienst FSB hatte nach den Anschlägen erklärt, die Spur der Selbstmordattentäterinnen führe in den Nordkaukasus, wo Rebellen für ein von Russland unabhängiges Emirat kämpfen. Angeblich hat der FSB die Identität der beiden Selbstmordattentäterinnen festgestellt. Außerdem seien zwei mutmaßliche Helferinnen identifiziert worden. Die Wut über den blutigen Metro-Terror in Moskau war Kremlchef Dmitri Medwedew deutlich anzumerken, als er am Tatort in der Lubjanka-Station Blumen niederlegte. Nach dem von zwei Selbstmordattentäterinnen – sogenannten „schwarzen Witwen“ – verübten Anschlag versprach er Rache. Die Drahtzieher und „Bestien“ würden gejagt und getötet, betonte der Jurist, der sich bisher als Verteidiger des Rechtsstaats auch im Westen einen Namen machen wollte. Selbst Kommentatoren kremltreuer Zeitungen reagierten mit einigem Erstaunen auf Medwedews erste Reaktion, stand der Präsident doch bisher für einen Reformkurs im Nordkaukasus. Doch am Tag nach dem Blutbad mit fast 40 Toten in der Millionenstadt warnen Experten davor, mit neuer Härte im Konfliktgebiet Nordkaukasus zurückzuschlagen. In Russland geht die Angst vor einer neuen Gewaltspirale um.

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