Eines der Opfer hat nun Strafantrag erstattet. Der Fall sei aber verjährt, heißt es in der “Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung”. Der beschuldigte Lehrer starb im Jahre 2006. Er hat von 1966 bis 1989 an dem Elite-Internat im südhessischen Heppenheim unterrichtet. Die Odenwaldschule ist für ihre sogenannte Reformpädagogik bekannt. Zu dem Konzept gehört unter anderem eine enge, fast familiäre Bindung zwischen Lehrern und Schülern.
Ein ehemaliger Schüler berichtete, dass er von dem Lehrer bis zu 200 Mal missbraucht wurde. Der Lehrer soll sich an mindestens 30 Schülern immer wieder vergangen haben. Das jüngste Kind sei neun Jahre alt gewesen. Er soll bis zu seinem Tod mit mehreren seiner früheren Schützlinge in einer Wohngemeinschaft gelebt haben und von ihnen gepflegt worden sein.
Bereits 1968 hätten mehrere Kinder den damaligen Schulleiter unter anderem von den Übergriffen des Musiklehrers informiert. Daraufhin habe der 13-jährige Schüler, der die Aussprache initiiert hatte, die Odenwaldschule verlassen müssen. Außerdem sei ein anderer Lehrer, dem ebenfalls Missbrauch vorgeworfen worden sei, auf Druck gegangen. Der Schulleiter habe ihm aber zu einem neuen Job verholfen. Der beschuldigte Lehrer sagte, dass er nur mit einigen Jungs auf deren Wunsch im Schlafanzug getobt habe.
An dem für seine Reformpädagogik bekannten Elite-Internat waren Anfang März mehrere Fälle sexuellen Missbrauchs bekanntgeworden. Die Schule geht von etwa 40 Opfern in den Jahren zwischen 1966 und 1991 aus. Die Schule feierte vor kurzem ihr 100-jähriges Bestehen.