Der Fahrer hätte laut dem Bericht die Mutter und das Kind unmittelbar vor dem Losfahren sehen müssen – auch wenn diese erst während der Abfertigung im Türbereich waren. Diesen letzten Blick dürfte der Fahrer allerdings nicht getätigt haben.
Ein weiterer Faktor bei dem Unfall war laut dem Bericht das Notbrems-System, das eigentlich dazu eingerichtet worden ist, um Rettungsaktionen sicherer und schneller zu machen. Wenn der Zug wie bei dem Unfall am Freitag zum Großteil die Station verlassen hat, wird er erst in der nächsten Station durch die Notbremsung zum Stehen gebracht.
“Dadurch soll verhindert werden, dass mögliche Rettungs- oder Evakuierungswege durch den Tunnel verlaufen, sondern Hilfsmaßnahmen unter guten Bedingungen in einer Station erfolgen können”, hieß es in einer Aussendung der Wiener Linien. Diese sogenannte “Notbremsüberbrückung” ist seit der Katastrophe von Kaprun bei allen Bahn-Tunnels in Österreich Standard und von den Sicherheitsbehörden vorgeschrieben.
Die Wiener Linien reagierten mit einem Maßnahmenbündel auf den Unfall: Das System der Sicherheitseinrichtungen in der U-Bahn wird überprüft, alle rund 4.400 Türen der insgesamt über 100 U-Bahn-Züge werden in den nächsten vier Wochen auf ihre korrekte Schließweise hin überprüft, in der Ausbildung und den Wiederholungsschulungen der Fahrer soll die korrekte Abfertigung des Zuges intensiver behandelt werden. Die Betriebsaufsicht der Wiener Linien will einen Schwerpunkt in der Überprüfung der Zugsabfertigung setzen, die Fahrgastinformation bezüglich der Sicherheit beim Ein- und Aussteigen in die U-Bahn-Züge verstärken und die bereits seit über zehn Jahren durchgeführten Führungen und Sicherheitsschulungen mit Kinder- und Jugendgruppen intensivieren.
Der Zustand des Buben war am Montag weiter stabil. “Es sind keinerlei Komplikationen aufgetreten”, sagte Christian Sebesta, Ärztlicher Direktor im SMZ Ost.
Der Unfall hat sich am Freitag gegen 15.00 Uhr ereignet. Der Fünfjährige versuchte mit seiner 43-jährigen Mutter noch den abfahrenden Zug zu erwischen und wurde mit dem linken Fuß zwischen den Türen eingezwickt. Das Kind wurde von der U-Bahn bis zum Ende des Bahnsteiges mitgeschleift, wo es gegen eine Absperrung prallte und schließlich auf den Bahnsteig fiel.