“Ich wollte Erkenntnisse gewinnen”, sagte der ehemalige medienpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion zum Prozessauftakt vor dem Landgericht Karlsruhe. “Nur weil ich wusste, wie es in der Kinderpornoszene abläuft, konnte ich bis zuletzt kompetent mitreden”, versicherte er. Die Staatsanwaltschaft wies diese Erklärung als “Zweckbehauptung” zurück.
Die Pornos waren im Frühjahr 2009 in seiner Berliner Wohnung und auf seinem Handy gefunden worden. In der Anklage wird ihm nun Beschaffung, Weitergabe und Besitz von kinderpornografischem Material vorgeworfen. Tauss gestand den Besitz der Kinderpornos ein: “Ich habe dieses Material besessen. Ich habe dieses Material beschafft.” Er sei aber überzeugt, dass er als damaliger Abgeordneter solche Daten sehr wohl besitzen durfte.
Er habe als SPD-Medienexperte recherchiert, um “sich der Szene zu nähern”. Er habe beweisen wollen, dass Kinderpornos nicht so sehr über das Internet, sondern vielmehr über Hotlines und Handys vertrieben werden. “Ich kannte die Details nur, weil ich mich in der Szene getummelt habe”, sagte er.
Staatsanwältin Stephanie Egerer-Uhrig verlas mehr als eine Stunde lang die Anklage. Sie beschrieb den Inhalt jeder bei Tauss gefundenen Datei kurz. In der überwiegenden Zahl der Fälle handelte es sich um harte Pornografie mit Buben im Alter zwischen 6 und 14 Jahren. Das Material zeigt die Kinder beim Oral- oder Analverkehr untereinander oder mit Erwachsenen. Außerdem habe Tauss mit vier Mitgliedern der Kinderporno-Szene Bilder ausgetauscht.
Egerer-Uhrig ging den 56-jährigen Angeklagten in der anschließenden Befragung hart an. Warum er nicht gleich zu Beginn den Beamten bei der Hausdurchsuchung gesagt habe, dass er Kinderpornos besitze, wollte sie wissen. Die Frage wurde vom Verteidiger beanstandet und musste von der Staatsanwältin neu formuliert werden. Fragen der Staatsanwältin, mit wem er über seine Recherchen gesprochen habe, konnte Tauss nicht konkret beantworten. Er habe “in allgemeiner Form mit Mitarbeitern und Journalisten gesprochen”.
Der Verteidiger Michael Rosenthal kritisierte vor allem das Vorgehen der Staatsanwaltschaft. Tauss sei öffentlich diskreditiert und “in eine Ecke gedrängt” worden, aus der er nur noch schwer wieder herauskomme. Zum Prozessauftakt drängten sich viele Journalisten in den Schwurgerichtssaal. Schon zuvor hatte der Anwalt Jan Mönikes von einer öffentlichen Vorverurteilung und einer “medialen Inszenierung” gesprochen.