Es war der 24. April 1982, als eine gewisse Nicole Hohloch im englischen Harrogate ihr Lied “Ein bisschen Frieden” trällerte und damit als erste deutsche Teilnehmerin der Geschichte den Eurovision Song Contest gewann. Der Jubel war groß, doch was danach folgte, kann man getrost als Durststrecke für unsere nördlichen Nachbarn bezeichnen, denn obwohl Deutschland als eine von vier Nationen immer am Song-Contest-Finale teilnehmen darf, blieb es bei dem einen Sieg. Bis jetzt.
Denn jetzt, am 29. Mai 2010, kamen ein Teenager namens Lena Meyer-Landrut sowie ein Mann, der alles zu Gold macht, was er angreift: Stefan Raab. Dessen Castingshow “Unser Star für Oslo” entpuppte sich einmal mehr als voller Erfolg, denn die Siegerin der Sendung wiederholte ihren Erfolg auch in der norwegischen Hauptstadt gegen die europäische Konkurrenz eindrucksvoll. Und so wie einst Nicole trat auch Meyer-Landrut lediglich mit ihrem Vornamen an – gut möglich, dass man auch diesen in 28 Jahren noch kennt.
Triumph
Am Ende waren es nämlich unglaubliche 246 Punkte, die Lena geradezu zur Triumphatorin des 55. Eurovision Song Contests machten. 9 Länder (Dänemark, Estland, Finnland, Lettland, Norwegen, Schweden, Schweiz, Slowakei und Spanien) hatten der Deutschen die Höchstpunktezahl 12 gegeben; die zweitplatzierten Türken der Gruppe Manga erreichten schließlich “nur” 170 Zähler. Von Anfang der Voting-Bekanntgabe an war “Satellite” immer auf den vorderen Rängen vertreten – und als der Song einmal in Führung lag, gab er diese nicht wieder her.
Dabei wirkte Lena bei ihrem Auftritt ungewöhnlich nervös, nachdem sie bisher immer durch ihre extreme Coolness aufgefallen war. Dass der 19-Jährigen aber der Gewinn des Contests alles andere als egal war, sah man, als dieser letztlich tatsächlich Wirklichkeit wurde: Lena konnte ihr Glück kaum fassen und vergrub ihr Gesicht abwechselns hinter ihren Händen und der deutschen Fahne, die sie bei der Preisübergabe mit auf die Bühne nahm. “Ich hätte nie gedacht, dass das möglich ist”, so die Maturantin aus Hannover.
“Heute schießen wir uns ab”
Auf der anschließenden Pressekonferenz meinte Lena Meyer-Landrut dann: “Wir werden heute Nacht feiern und ich hoffe, dass alle in Deutschland auch feiern. Ich danke euch wie ein kleines Hundebaby für eure großartige Unterstützung.” Auch Stefan Raab versprach, sich am Abend noch “abschießen” zu wollen. Er mache das eigentlich sonst nicht, Lena auch nicht, doch nach diesem Sieg hätten sich beide dazu “verabredet”, so der Entertainer.
Österreich glänzte an diesem historischen Tag für Deutschland durch Abwesenheit – und zwar nicht nur musikalisch. Der ORF entschied sich bekanntlich, den Song Contest nicht einmal mehr zeitversetzt zu übertragen. So blieb alle SeherInnen, die keinen Kabel- oder Satellitenanschluss besitzen, Lenas Triumph verborgen.
(seitenblicke.at/Foto: dapd)