Die "NS-Opferdoktrin" in Österreich lebt weiter
Für die Studie mit dem Titel “Autoritarismus in Österreich und Zentraleuropa” wurden je 1.000 Personen in den jeweiligen Ländern befragt, geschehen ist das bereits Ende 2007. Man habe erfahren wollen, “wie sich totalitäre Erfahrungen auf autoritäre bzw. demokratische Einstellungen von Menschen auswirken”, so die Studienleiter. Das Fazit für Österreich: Im Zeitvergleich ist der Autoritarismus wieder leicht gestiegen, allerdings gab es bereits in der Zeit zwischen 1978 bis 2004 einen wesentlich stärkeren Rückgang. Allerdings zeigten sich junge Menschen wesentlich weniger autoritär.
Mehr als die Hälfte der Befragten in Österreich vertrat die Meinung, dass ihre Landsleute mitverantwortlich für das Schicksal der Juden zwischen 1938 und 1945 gewesen seien. 45 Prozent waren der Ansicht, Österreicher hätten Nutzen aus der Ermordung der Juden gezogen. Die Opferdoktrin wurde lediglich von 25 Prozent klar zurückgewiesen. Was die politische Gesinnung bei dieser Frage betrifft, waren alle Parteianhänger relativ gleich vertreten, mit Ausnahme der Grünen, die eine deutlich kritischere Position eingenommen haben. “Große Bewunderung” für den austrofaschistischen Bundeskanzler Engelbert Dollfuß hegen noch immer 25 Prozent.
Die Studienautoren sehen auch einen Zusammenhang zwischen einem Gefühl der politischen Machtlosigkeit und der Ablehnung von Minderheitenrechten, die in Österreich im Ländervergleich relativ hoch ist. So lehnte jeder fünfte Befragte eigene Vereinigungen und Organisationen ab.