“Das sind aber nur gerechnete Prognosen, die anhand von Modellen simuliert wurden. Es kann auch mehr oder weniger sein”, will Karl Gabl von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Innsbruck nicht unerwähnt lassen. Man dürfe das nicht für bare Münze nehmen, “die Natur versucht sich zwar daran zu halten, galoppiert den Modellen aber oft davon”, sagt Gabl. Modelle hin oder her, mit intensiven Niederschlägen sei heute zweifelsohne während des gesamten Tages zu rechnen. “Große Niederschlagsmengen erwarten wir am Vormittag und Nachmittag. Gegen Abend nehmen sie dann wieder deutlich ab”, meint der Wetterexperte.
Mit einer Wetterberuhigung rechnet Gabl am Freitag. Zwar sei die Wetterlage noch nicht beständig, bis zum Nachmittag könne sich aber ab und an die Sonne blicken lassen. “Durch die Niederschläge wird es jedoch bedingt kühler. Die Tageshöchsttemperaturen liegen bei 18 Grad”, ergänzt er. Den Sommer zurück erwartet der Meteorologe am Samstag: “Es wird schön, bei Temperaturen bis zu 24 Grad.” Auch am Sonntag soll sich vorübergehend sonniges Sommerwetter durchsetzen und das Thermometer auf 26 Grad steigen lassen. “Am Montag kommt der Regen voraussichtlich zurück”, trübt Gabl die Freuden der Sonnenanbeter. Am Dienstag sehe es aber schon nach Besserung aus.
Noch eine Nacht mit Pumpen überstehen
Um 11.51 Uhr reichte Bernhard Kiener im Lochauer Feuerwehrhaus die Starkregenwarnung über den Tisch. Der Einbruch einer Kaltfront wurde von den Meteorologen mit Regenfällen zwischen 30 und 70 mm pro Quadratmeter erwartet. “Punktuell auch 80 mm und mehr”, ergänzte Kiener von der Landeswarnzentrale. “Und wie ernst ist das?” fragt Landesgeologe Walter Bauer? “Sehr ernst.” Hauptmann Gerd Luxbauer vom Hubschraubergeschwader nickt. “Da kommt einiges auf uns zu.”
Nicht vorhersagbar
Nur wohin genau? Und wann? Und wie lange? Da blieb die Prognose vage. Es kann alles wieder am Pfänder hängen bleiben, muss aber nicht. Also legten sie alle noch einen Zahn zu. Die beiden Schlägerungsunternehmen von Manfred Lau und Peter Zürcher fällten am Hang der bedrohten Wohnanlage “Neue Schanze” in Lochau einen Stamm nach dem anderen. Hauptmann Luxbauer nahm sich vor: “Bis zum Abend holen wir alles raus.” Das gelang nicht ganz. Am Abend war klar, die Maschine werde noch sechs Stunden lang fliegen müssen. Ein 13. Soldat des Hubschraubergeschwaders fuhr extra einen Tankwagen ins Land, dessen Druckleitung 900 Liter Sprit in nur fünf Minuten in den Black Hawk presst, damit das Betanken nicht so lange dauert. Über Nacht wurde der Hubschrauber gewartet, um am Donnerstag ab 14 Uhr wieder starten zu können.
Flüge regenabhängig
Gerald Jäger von der Wildbach- und Lawinenverbauung erläutert den Plan: In der Nacht bewachten vier Soldaten die Wohnanlage und beobachteten den Hang darüber. Die Feuerwehr stellte zusätzliche Pumpen bereit, um die Nacht zu überbrücken. “Wenn die erwarteten starken Regenfälle es zulassen, werden wir dann am Donnerstag ab 14 Uhr wieder fliegen, ansonsten ab Freitag um 9 Uhr.” Sobald alle Stämme abtransportiert sind, soll ein kleiner Raupenbagger hinter der Siedlung eine Drainage legen. Zwar liegt bereits ein geschlitztes Rohr im Erdreich, “aber die bestehende Anlage ist total verschlammt”. Langfristig will die Wildbach- und Lawinenverbauung auf Pläne zurückgreifen, die bereits vor zwei Jahren entstanden sind.
“Wir wollen in einem groß angelegten flächenwirtschaftlichen Projekt den ganzen überalterten Wald oberhalb der Anlage durch Forststraßen erschließen und erneuern.” Weshalb ist das nicht längst geschehen? “Der Wald ist parzelliert”, erklärt Jäger, “und Grundeigentümer haben sich quergelegt.” Ändert sich das nun? Jäger kanns nur hoffen, “aber auch wenn jetzt einer Nein sagt, haben wir keine Chance”. Das Projekt erstreckt sich bis zur Klausmühle. Dort hat eine gewaltige Mure vom Dienstag einen neuen Bach entstehen lassen, ein Wildbach, der jetzt nach Maßnahmen verlangt und sicher in den Bodensee abgeleitet werden soll. Aber erst drohte die neue Regenfront. “Am meisten fürchten wir die Stunden bis morgen Mittag”, meinte Jäger Mittwochabend um 19 Uhr.