In der Al-Quds-Moschee am Steindamm hatten sich die Todespiloten der Anschläge kennengelernt. Noch 2009 war von hier eine radikale Gruppe losgezogen, die in Afghanistan für die Al-Kaida kämpfen wollte. “Jetzt hat der Spuk ein Ende”, sagte der Hamburger Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) nach der Schließung am Montag.
Am Montagmorgen hatten Polizisten die Moschee gestürmt und das Vermögen des Trägervereins beschlagnahmt. Auch vier weitere Objekte wurden durchsucht. Der Kulturverein “Taiba”, nach dem inzwischen auch die Moschee benannt ist, wurde verboten. In der Moschee werde eine “aggressive und demokratiefeindliche Ideologie verbreitet”, sagte Ahlhaus zur Begründung.
Laut einem Verfassungsschutzbericht ist das Gotteshaus seit Jahren ein Anziehungspunkt für gewalttätige Islamisten. In Hamburg lebten rund 45 Unterstützer des Jihad, des gewalttätigen Heiligen Krieges, den die Terrorgruppe Al-Kaida gegen den Westen führt. Die Stadt hatte mehrfach gewaltbereite Islamisten ausgewiesen. Zu den als aggressiv eingeschätzten Freitagsgebeten kamen regelmäßig mehr als 200 Personen, wie die Innenbehörde mitteilte.
Im März 2009 hatte sich laut Bericht in der Taiba-Moschee eine Gruppe von elf Islamisten gefunden, die in Terrorcamps nach Afghanistan und Pakistan reisen wollten. Mindestens einer schaffte es dorthin und schloss sich einer Terrorgruppe an, wie es hieß. Unter dem Kampfnamen “Abu Askar” ist er auf ein einem Propagandavideo zu sehen, wie er mit Schwert und Gewehr herumfuchtelt.
In der damaligen Hamburger Al-Quds-Moschee beteten Mitglieder der Gruppe um den späteren Todespiloten Mohammed Atta regelmäßig. Auch der einzige in Deutschland verurteilte Helfer der 9/11-Attentäter, der Marokkaner Mounir Motassadeq, ging regelmäßig dorthin und gehörte nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden zum Führungskreis.
Atta und seine Komplizen hatten am 11. September 2001 in den USA zwei Flugzeuge entführt und in die beiden Türme des World Trade Centers in New York gesteuert. Der Anschlag mit fast 3.000 Toten gilt bis heute als das schlimmste Attentat der Al-Kaida. Mehrere Führungsmitglieder der Gruppe hatten sich in Hamburg kennengelernt, wo sie als Studenten lebten.
Der aktuelle Geistliche der Taiba-Moschee stammt aus dem Dunstkreis der Todespiloten: der in Hamburg lebende deutsch-syrische Kaufmann Mamoun Darkazanli. “Er ist ein Hassprediger”, sagte der Leiter der Hamburger Anti-Terror-Abteilung, Lothar Bergmann. Der Vizechef des Hamburger Verfassungsschutzes, Manfred Murk, nannte ihn “Elder Statesman des Jihad”.
Gegen Darkazanli wurde nach den Anschlägen vom 11. September ermittelt. Allerdings ergab sich kein ausreichender Tatverdacht, dass er in Deutschland finanzielle und logistische Unterstützung für die Al-Kaida geleistet hatte. Darkazanli steht aber auf der Terrorliste der EU. Spanischen Ermittler sehen seine Rolle aber ganz anders: Wegen enger Verbindungen zu einer spanischen Al-Kaida-Zelle wurde er verurteilt, gegen ihn liegt ein spanischer Haftbefehl vor. Allerdings liefert Deutschland den deutschen Staatsbürger Darkazanli nicht aus. Er lebt von Sozialhilfe. Seine Predigten in der Moschee bezeichnete Bergmann als “Hetze gegen den Gedanken der Völkerverständigung mit antisemitischen Untertönen”.
Die im Rat der islamischen Gemeinschaften in Hamburg (Schura) organisierten muslimischen Gemeinden distanzieren sich von der Taiba-Moschee. Der Treffpunkt ist in den oberen Stockwerken eines unscheinbaren Geschäftshauses untergebracht. Am Montagvormittag standen Polizisten vor der Tür.