Leise klappern die Hufe auf dem Kopfsteinpflaster, rauscht der Wind in den Kronen der Bäume. Entspannt zurückgelehnt genieße ich die Kühle im Schatten ausladender Eichen, betrachte die langen Bärte Spanischen Mooses, dieser Charakterpflanze des tiefen Südens, und atme den Duft verschwenderischer Blumenpracht ein.
Gemütliche Kutschenfahrt
Vom Schaukeln der Kutsche und der feuchten Hitze ein wenig schläfrig, lausche ich den von Janice, unserer Führerin, im Plauderton erzählten Anekdoten aus dem Leben derer, die einst in den prächtigen, alten Häusern lebten, und denke unwillkürlich an John Berendts Bestseller Mitternacht im Garten von Gut und Böse, der so trefflich den Charakter dieser Stadt beschreibt, die aufgrund ihrer Lage, ihrer Villen und Herrenhäuser von vielen als eine der architektonisch schönsten Amerikas bezeichnet wird.
Mal sind es dorische oder korinthische Säulen in Weiß, dann wieder dunkler Backstein, aufgelockert durch Veranden und Balkone. Hier ist es buntes Holz, kunstvoll zu viktorianischen Spitzgiebeln geformt, dort zart rankendes Schmiedeeisen. Kurzum: Savannah ist ein Sammelsurium verschiedenster Stile, aus Europa importiert und zum unverwechselbaren Southern Style verschmolzen. Von Federal über Regency bis hin zu Greek und Roman Revival reicht die Bandbreite dieser architektonischen Schatzkammer, die ihr einzigartiges Stadtbild aber erst durch das schachbrettartige Straßenraster und die 23 begrünten, schattigen Plätze erhält, die zum Schmökern in guten Büchern, Spazierengehen und Dösen auf Parkbänken einladen.
Die alte Kultur des Südens
Man fühlt sich in Savannah zurückversetzt in eine andere Zeit, in der die Wolkenkratzer und Highways Amerikas noch nicht existent waren, wirft einen Blick zurück in die längst vergangene Kultur des tiefen Südens, in der die Southern Belle, die Schöne des Südens, eine entscheidende Rolle spielte. Eine beinahe europäisch anmutende Stadt, gegründet von General Oglethorpe, der 1733 den Savannah River hinauf segelte, um die 13. und letzte englische Kronkolonie, aus denen später die USA hervorgehen sollten, als Bollwerk gegen die Franzosen im Westen und die Spanier im Süden zu gründen. Ganz im Geiste barocker Stadtplanung entwarf er den noch heute so prägenden Grundriss, füllte ihn mit Siedlern und Soldaten, erließ Gesetze und kümmerte sich quasi im Alleingang um alle Aspekte seines neuen Reiches. Und doch dauerte es bis 1793, bis Savannahs goldene Zeit mit der Baumwolle als Wirtschaftsfaktor Nummer eins begann. Erst der amerikanische Bürgerkrieg stieß König Baumwolle vom Thron und verschloss Savannahs Tore zur Welt. Die prächtigen Villen verkamen, die Lagerhäuser am Fluss standen immer häufiger leer, ein beinahe 100-jähriger Dornröschenschlaf begann.
Neues Leben in den 60ern
Erst seit den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts besinnt man sich des reichen Erbes, renoviert die historischen Viertel und Speicher und erfüllt sie mit neuem Leben. Heute verkörpert Savannah wie kaum eine andere Stadt den Lebensstil und die Geschichte der Südstaaten. Eine Geschichte, die vom Widerspruch zwischen feiner Lebensart und gnadenloser Sklavenausbeutung erzählt, vom Kontrast zwischen Herrenhäusern und elenden Hütten. Sie ist noch immer überall präsent, in alten Forts, sorgsam gepflegten Kirchen aus dem 17. Jahrhundert und sogar in der alten Gullah-Sprache, die noch heute von den Nachfahren der Sklaven auf Sapelo Island gesprochen wird. Diese Barrier Islands unmittelbar vor der Küste mit ihren trägen Flüssen, verschlungenen Meeresarmen und Salzgraswiesen ergänzen den Charme der Stadt auf wunderbare Weise. Im Schatten des historischen Leuchturms von Tybee Island verblasst die Eleganz Savannahs und weicht einem lockereren Lebensstil, fixiert auf Sonne, Wind und Meer. Mit dem Rad geht es durch die Kiefernwälder der Soundside.
Fahrt auf dem Savannah River
Die wahrscheinlich schönste Art, am Nachmittag nach Savannah zurückzukehren, ist mit dem Boot auf dem Savannah River. Vorbei an Sumpfzypressen und den weißen Segeln, die sich im Wasser spiegeln, nähert man sich dieser Schönen des Südens wie es jahrhundertelang alle taten, kehrt zurück in dieses architektonische Juwel. Diese Stadt für Fußgänger, Kutschenfahrer und Spaziergänger, die im Schatten der Baumwollspeicher entlang der River Street weite Ausblicke auf den Fluss und den Hafen genießen können.
Wohlstand durch Cotton
Baumwolle: Begünstigt durch die Erfindung einer Baumwollentkernungsmaschine und den Einsatz Tausender schwarzer Sklaven entwickelte sich die Baumwolle zu Beginn des 19. Jahrhunderts zum Wirtschaftsfaktor Nummer eins in Savannah. Innerhalb weniger Jahrzehnte spülte das Weiße Gold ungeheuren Reichtum in die Stadt, säumte die Straßen mit prächtigen Villen und Kirchen, verwandelte die sandigen Plätze in grüne Oasen, füllte den Hafen mit Hunderten Seglern aus aller Welt, während in der berühmten Cotton Exchange der Weltpreis für Baumwolle festgelegt wurde bis der amerikanische Bürgerkrieg dem Ganzen ein jähes Ende setzte.
Eine berühmte Filmszene
Chippewah square: Dieser Platz ist Besuchern des Hollywood- Spielfilms Forrest Gump bekannt. Hier saß der von Tom Hanks gespielte Filmheld auf einer Bank und erzählte seine Geschichte.
Historische Rundfahrten
Rundfahrt: Auf einer Stadtrundfahrt sieht man das 1817 erbaute Owens Thomas House und das Oliver Sturges House von 1818, die Christ Episcopal Church und das Telfair Museum of Art.
Alkohol und das Waving Girl
River Street: Die River Street gehört zu einem der wenigen Orte in den USA, an denen der Konsum von Alkohol auf der Straße erlaubt ist am Ende wartet das Waving Girl, ein Wahrzeichen der Stadt.
Reiseinfos:
Anreise: Der Süden der USA verfügt über ein gut ausgebautes Straßennetz. Landstraßen und Autobahnen sind gut markiert und ausgeschildert. Führerscheine aus EU-Ländern und der Schweiz werden anerkannt beachten Sie die Geschwindigkeitsgrenzen; auch geringe Überschreitungen werden geahndet.
Zeitliche Differenz: Georgia befindet sich in der östlichen Zeitzone (Österreich minus 6 Stunden).
Saison: Im Frühling und Herbst sind die Tage angenehm warm und die Nächte kühl. Im Sommer herrschen durchschnittlich 27 bis 32 Grad, es können aber schon mal bis zu 38 Grad werden. Im Winter fallen die Temperaturen selten unter den Gefrierpunkt.
Weitere Infos: Georgia Tourism, Horstheider Weg 106a, D-33613 Bielefeld, Tel. +49 521 9860425, E-Mail: buero@georgia.org, Internet: www.georgiaonmymind.de und www. savannahvisit.com.