AA

Wiener Baupolizei greift durch: 78 Baustellen sofort eingestellt!

Eingestürztes Haus in der Kendlerstraße
Eingestürztes Haus in der Kendlerstraße ©APA (Archiv)
In Folge dreier Einstürze von Wiener Gründerzeithäusern in den vergangenen Monaten fährt die Baupolizei seit Mitte August eine "Aktion scharf". Die erste Bilanz: 1.064 Baustellen wurden überprüft, dabei wurden bei 148 Mängel festgestellt - 78 Baustellen mussten sofort dicht machen.

In den ersten sechs Wochen wurden 1.064 Baustellen überprüft, 439 davon im Zusammenhang mit Gründerzeithäusern. Dabei wurden bei 148 dieser Baustellen Mängel festgestellt – 93 davon im Zusammenhang mit Gründerzeithäusern, berichtete das Büro von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (S).

46 der bemängelten Anlagen betrafen Dachgeschoßausbauten. Bei 25 davon lag überhaupt keine oder nur eine mangelhafte statische Berechnung vor, 22 Dachgeschoßausbauten wiesen nicht bewilligte Abweichungen von der Baubewilligung auf. Bei 18 der 148 Baustellen wurde überhaupt ohne jede Baubewilligung gebaut. In Folge wurden 105 Strafen verhängt, 78 der 148 Baustellen mussten sofort eingestellt werden.

Mit zunehmender Dauer der “Aktion scharf” nahmen allerdings die Beanstandungen ab – offensichtlich hat sich die Aktion in der Branche bereits herumgesprochen. Um Schwarzen Schafen das Aussitzen des Kontrollschwerpunktes zu verunmöglichen, wird derzeit ein konkreter Kontrollplan erarbeitet, um die verschärfte Systemkontrolle in den Routinebetrieb der Baupolizei zu übernehmen.

Überdies überlegt derzeit eine Expertengruppe, ob verbindliche und detailliert geregelte Festlegungen über Fristen, Tiefe der Kontrollen und Ähnliches erlassen werden sollen – gleichsam ein “Pickerl für Gebäude”. Man wolle einerseits keine unnötige Bürokratie schaffen, welche die Betriebskosten verteuere, andererseits aber die Schwachstellen der Gebäude finden, so das Ludwig-Ressort. Grundsätzlich gelte, dass der Gründerzeithausbestand in Wien technisch absolut auf dem Stand der Zeit sei, wenn er denn gewartet werde – so wurden heuer erst acht Abbruchbewilligungen in Schutzzonen wegen technischer Abbruchreife erteilt.

Anlass für die jetzigen Initiativen war unter anderem der Einbruch einer Haushälfte neben einer Baugrube in Penzing Ende Juli. In den folgenden Wochen gab es zwei weitere Zwischenfälle mit Gründerzeithäusern – beide Male in Ottakring. In der Lorenz-Mandl-Gasse war eine Mauer eingestürzt, wenige Tage später fiel in der Hasnerstraße ein Teil eines Stiegenhauses in sich zusammen. Rund zehn Prozent aller Häuser in Wien stammen aus der sogenannten Gründerzeit, die von 1856 bis 1917 dauerte und in der Hunderttausende Wohnungen errichtet wurden. Derzeit gibt es in der Bundeshauptstadt noch etwa 15.500 Gründerzeithäuser.

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Wiener Baupolizei greift durch: 78 Baustellen sofort eingestellt!
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen