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Vom Kinder- zum Dorffest

(VN) Andelsbuch - Bregenzerwälder haben am 26. Oktober gleich zwei Mal Grund zum Feiern: Es ist Nationalfeiertag und vor allem „Goßamart“ – die berühmt berüchtigte Ziegen- und Norikerausstellung nebst Markt mit knapp 120 Verkaufsständen. Katharina Greber gilt als die Mutter des Andelsbucher "Goßa­mart".

Tausende Besucher aus nah und fern pilgern hierfür Jahr für Jahr nach Andelsbuch. In der Bregenzerwälder Gemeinde herrscht dann buchstäblich Ausnahmezustand. Ist im Bregenzerwald vom „Goßamart“ die Rede, dann fällt meist auch der Name Greber. Denn seinen Anfang nahm das Dorffest im Jahr 1966 auf eben diesem Hof. Erzählt Katharina Greber von dieser Zeit, dann zaubern ihr die Erinnerungen jedes Mal aufs Neue ein breites Grinsen ins Gesicht. „Meine Kinder hatten plötzlich die Idee, eine Ziegenausstellung zu veranstalten“, erinnert sich die 82-Jährige. „Wir selbst hatten nur eine Ziege. Sie sind dann zu den Bauern in der Nachbarschaft gegangen und haben dort Tiere ausgeliehen.“ Nicht gerne hätten die Bauern anfangs ihre „Goßa“ hergegeben. Meist sei der Nachsatz gekommen: „Nett sein mit den Ziegen, sonst bekommt ihr sie nicht mehr.“

Saft und Kuchen

Mama Katharina hat „alles was die Kinder getan haben, immer gerne unterstützt“. Es ist die damalige Genügsamheit, die bei der rüstigen Andelsbucherin bleibenden Eindruck hinterlassen hat: „Mit einem Blechkuchen und Johannisbeersaft konnte man den Kindern die größte Freude machen.“ War es anfangs nur ein großes „Kinderfest“, wurden die Zuschauer mit der Zeit immer älter und die Tiere immer zahlreicher. Zunächst wollten die Nachbarn nur schauen, warum es bei den Grebers so zuging, dann blieben sie und kamen immer wieder. Großer Trubel herrschte auch immer bei der Prämierung der Ziegen. „Das war natürlich nicht so einfach. Die eigene war immer die Schönste“, erzählt die „Mutter des Goßamarts“. Am 3. Jänner 1970 ereilte die Familie ein erster Schicksalsschlag. Der Bauernhof brannte bis auf die Grundmauern ab. „Es hatte Minus 20 Grad und einen Meter Schnee.“ Auch der Tod des eineinhalbjährigen Enkels und von Tochter Elisabeth hinterließen tiefe Narben. „Der Herrgott hat mir einen guten Humor gegeben. Das ist etwas sehr Wertvolles, für das ich nichts bezahlt habe. Humor hilft, solche Schicksalsschläge besser zu verkraften.“

Bühne frei

Auch mit 82 Jahren ist die Rentnerin noch kein bisschen leise. Sei es in ihrer Jasserrunde, beim Zither spielen oder beim Seniorentheater „Schtuobißar“. Auf der Bühne will Katharina Greber der Welt beweisen, „dass es auch nette Schwiegermütter gibt“. Mit Geschichten, die das Leben schrieb. Eine ganz besondere möchte sie hierbei noch unbedingt zu Papier bringen: „Ein Theater über das Alter würde ich gerne schreiben, wie man sich fühlt, wenn man älter wird.“ Die Zerstörung des Hofes markierte zwar das Ende der Ausstellung auf dem angestammten Platz, jedoch nicht jenes des „Goßamarts“. Auch morgen wird der Dorfkern wieder zum Festgelände umfunktioniert. Wie seit nunmehr 30 Jahren.

 

ZUR PERSON:

Katharina Greber

Auf dem Greberhof in Andelsbuch nahm der “Goßamart” seinen Anfang

Geboren: 31. Jänner 1928

Beruf: Hausfrau, Landwirtschaft, führte eine Frühstückspension mit 25 Betten

Familie: Witwe, 4 Kinder, 8 Enkel

Hobbys: Jassen, Theater und Zither spielen

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