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Sexuelle Sehnsüchte im Alter

"Ich fühle, daher lebe ich! Über die sexuellen Sehnsüchte im Alter", unter diesem Titel fand eine Fachtagung im Pensionisten-Wohnhaus "Am Mühlengrund" in Wien statt. Mit über 250 TeilnehmerInnen war die Veranstaltung sehr gut besucht.

“Wir widmen uns in unserer Enquete einem Tabuthema in der Gesellschaft, mit dem wir in unserer Arbeit täglich konfrontiert sind. Unsere 9.300 BewohnerInnen haben in unseren Häusern die Möglichkeit selbstbestimmt zu wohnen. Für uns ist der Mensch auch im Alter ein Wesen mit sexuellen Bedürfnissen und er möchte diese ausleben können. Institutionen haben daher die Aufgabe dieses Bedürfnis nicht zu tabuisieren und den Menschen in seiner Ganzheit – einschließlich seiner Sexualität – zu begreifen”, so die Geschäftsführerin der “Häuser zum Leben”, Mag.a Gabriele Graumann zur Motivation die Fach-Enquete durchzuführen. Das Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser möchte mit der Veranstaltung die Diskussion anregen – auch in den eigenen Häusern.

Bei der Auswahl der ReferentInnen wurde auf die verschiedenen Zugänge zum Thema ein Hauptaugenmerk gelegt. Prof. Dr.in Kronelia Hauser stellte in ihrem pointierten Statement die Frage nach der Bedeutung und der gesellschaftlichen Funktion der Sexualität heute. Sie räumte mit einigen Klischees auf, etwa damit, dass ältere Menschen das Bedürfnis nach Sexualität verlieren. Den Blick einer Sexualassistentin vermittelt Nina de Vries, die seit vierzehn Jahren in diesem Beruf tätig ist. Es gehe in ihrer Arbeit nicht so sehr darum, was angeboten wird, sondern wie es angeboten wird.

Die achtzigjährige Buchautorin Elfriede Vavrik hat mit “Nacktbadestrand” einen autobiografischen Bestseller über die Lust im Alter geschrieben und erzählte im Rahmen der Fach-Enquete sehr offen Ausschnitte aus ihrem Sexualleben. Die Psychologinnen Mag.a Regina Rajecky sowie Dr.in Ingrid Seczer widmeten sich der Frage “Sexueller Genuss mit 85 +?!” Aus ihrer täglichen Arbeit mit alten Menschen im Pensionisten-Wohnhaus bzw. im Geriatriezentrum wissen sie, dass “unsere BewohnerInnen nicht das Bedürfnis nach Sexualität verlieren, sondern sie verlieren oft die Menschen, die sie berühren.” Die beiden Psychologinnen definieren Sexualität folgendermaßen: “Sexualität bedeutet ein Stück Lebensqualität, eine Ressource für Lebenszufriedenheit und Wohlbefinden.” Für Prof. Dr. Erwin Böhm stand die Sexualität in der Demenz im Mittelpunkt seiner Betrachtungen. Er ist der Begründer des Psychobiografischen Pflegemodells nach dem in den “Häusern zum Leben” gearbeitet wird.

Einig waren sich alle ReferentInnen des interessanten Nachmittags darin, dass sexuelle Bedürfnisse im Alter keinesfalls aufhören. Es sei höchste Zeit, dass auch in der Gesellschaft dieses Thema enttabuisiert werde.

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