Weihnachtsgeschichte aus dem Internet

Gerhard Mariani setzt bei Weihnachtsgeschichte auf Kontrast Gegenwart – Vergangenheit.
(amp) Die Idee des Rankweiler Musikpädagogen Gerhard Mariani als Regisseur der diesjährigen Thüringer Weihnachtmusical-Produktion der Musik-Mittelschule auf Internet und “Google” zu setzen, gibt der 2.000 Jahre alten Weihnachtsgeschichte einen zeitgemäßen Touch. “Wissen aus dem Internet als Patchwork-Geschichte muss bruchstückhaft bleiben. Daraus sich dann ein komplexes Ganzes abzuleiten, ist persönliche Herausforderung an den Einzelnen und wird immer zu unterschiedlichen Ergebnissen und Sichtweisen führen”, ist Gerhard Mariani überzeugt. Via Internet “googeln” sich im Spiel die Schülerinnen und Schüler Informationen über Herodes, Augustus, Bethlehem, die “Heilige Familie” zusammen und bauen sich so ihre eigene Weihnachtsgeschichte auf. Auch hier setzt Mariani geschickt auf Kontrast und vermischt Mundart mit Hochsprache und zeigt in der Personenführung langjährige Schultheatererfahrung.
Musikalisch dient das Weihnachtmusical “Am Himmel geht ein Fenster auf” von Jörg Ehni und Uli Führe als Grundlage. Die Klavierpartitur wurde von Roman Amann, Wolfgang Bachmann und Attila Nemeth in eine musikalisch ansprechende Orchester- Solisten und Ensemble-Partitur mit “Ohrwurm-Charakter” verpackt. Aus dem mit 60 Instrumentalisten besetzten Orchestergraben kommt auffallend kompakt-stimmiger Sound, der den Solisten und dem Chorensemble entsprechend musikalischen Background für ihre Bühnenauftritte gibt. Die Gesangparts sind durchwegs anspruchsvoll und nicht gerade Mutanten freundlich. Da braucht es dann schon fallweise eine “Stütze” durch den Backgroundchor (Leitung: Alice Dobler) im Orchestergraben. Alle Gesangs- und Sprechrollen sind mehrfach besetzt. Der Gesang der Engel mit “Ehre sei Gott in der Höhe” verdrängt schlussendlich das “Verdammt ich brauche Geld” des Augustus und den Ruf der Soldaten “Befehl ist Befehl”. Als Damoklesschwert bleibt das “Ein König geboren im eigenen Land?” symbolträchtig für Neid und Missgunst im Raum “hängen”. Weihnachten – eine Chance?