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Studentin als Mordopfer abgebildet: "Österreich" verurteilt

Die Tageszeitung "Österreich" ist am Mittwoch nicht rechtskräftig zu einer Entschädigung von 20.000 Euro verurteilt worden, weil sie fälschlicherweise das Foto einer slowakischen Studentin als Abbildung eines Mordopfers gedruckt hat.

Im August 2010 war in Rudolfsheim-Fünfhaus eine Prostituierte brutal ermordet worden. Mehrere Medien hatten daraufhin in Facebook recherchiert und waren auf das Konto einer namensgleichen Studentin gekommen, die mit der Toten aber nichts zu tun hatte.

Die fälschlicherweise als gewaltsam ums Leben gekommene Prostituierte Vorgeführte verlangte eine angemessene Entschädigung für die erlittene Kränkung. Im Wiener Straflandesgericht waren zunächst insgesamt sechs Verfahren anhängig, mit einigen Medienbetreibern hat sich die Frau bereits außergerichtlich auf eine finanzielle Wiedergutmachung geeinigt. Auch mit dem “Kurier” soll es laut “etat.at” bereits eine Einigung geben.

Die junge Frau, die sich im Urlaub befunden hatte, als die Fotos in Österreich durch die Zeitungen gingen, erlebte bei ihrer Rückkehr ihr blaues Wunder, wie sie bei der Erstverhandlung am 24. November berichtete. “Als ich am 31. August aus dem Urlaub zurückgekommen bin, hat mich ein Freund angerufen und mich gefragt, ob mir nichts passiert ist”, erzählte die Slowakin, die in Bratislava eine Hochschule besucht. Binnen kürzester Zeit wäre sie von Familienangehörigen, weiteren Freunden, Bekannten und Kommilitonen kontaktiert worden: “Alle haben mich gefragt, ob ich in Ordnung bin.”

Als sie herausfand, woher das plötzliche Interesse an ihrem Befinden rührte, “war ich schockiert. Ich habe mich niedergetrampelt gefühlt. Ich habe ärztliche Hilfe aufsuchen müssen”. Die österreichischen Medienberichte wären “durch die ganze Slowakei gesickert”, berichtete die 23-Jährige. Sie habe ernsthafte gesundheitliche Probleme bekommen und keinen Schlaf mehr gefunden: “Ich wurde depressiv. Ich möchte Lehrerin werden. Ich habe Angst, dass das meinen Berufsweg beeinflussen kann.”

Die junge Frau betonte, sie wäre von keiner einzigen Zeitung vor Erscheinen ihres Fotos angerufen worden: “Man hat einfach mein privates Foto genommen und offensichtlich angenommen, dass ich die Prostituierte bin.”

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