Am Samstagnachmittag flog eine Sondermaschine der zum AUA-Konzern gehörenden Lauda Air in den Urlaubsort Monastir, um von dort Urlaubsgäste des Reiseveranstalters TUI Österreich (TUI Austria Holding) nach Hause zu bringen. Das Außenministerium in Wien kündigte eine Verstärkung der österreichischen Botschaft in Tunis an.
Laut Austrian-Airlines-Sprecher Martin Hehemann war die Rückkehr der Boeing 737-800 für heute, Samstag, 19.20 Uhr in Salzburg sowie in weiterer Folge um 20.50 Uhr in Wien-Schwechat geplant. Von der AUA sei bereits am Freitag beschlossen worden, dass “wir etwas unternehmen müssen”, erklärte Hehemann.
Es sei eine Maschine mit einer Kapazität für 182 Passagiere und eine Crew organisiert worden. Am frühen Samstagnachmittag waren dann laut Hehemann auch alle behördlichen Genehmigungen für den Flug OS 9002 (MIR-SZG) eingeholt. Von Salzburg aus wird die Maschine dann in die Bundeshauptstadt weiterfliegen.
TUI-Sprecher Josef Peterleithner erklärte: “Auch wenn die Lage in den touristischen Zonen und die Stimmung unter den Gästen ruhig und besonnen ist, ist uns ihre Sicherheit wichtig. Nachdem der Luftraum wieder offen ist, werden wir die Gäste unserer Veranstaltermarken TUI und Gulet in den Abendstunden nach Salzburg und Wien zurückbringen”. Wie viele Touristen genau die Sondermaschinen nutzen wollen, konnte der Sprecher nicht genau sage. Er rechne mit zwischen 30 und 50 Personen.
Die Situation in Tunesien werde weiter genau beobachtet. “TUI steht in ständigem Kontakt mit den zuständigen Behörden und ihrer Reiseleiterorganisation vor Ort.” Über TUI Österreich dürften derzeit rund 80 Österreicher in Tunesien sein, insgesamt wird die Zahl auf rund 200 geschätzt. Eine genaue Zahl lag auch dem Außenministerium nicht vor.
Sonst waren vorerst aber keine großen Rückholaktionen nach Österreich geplant. Allerdings wurden österreichische Touristen auch von deutschen Reiseveranstaltern nach Deutschland evakuiert. So wurde die Fluglinie Fly Niki beispielsweise ausschließlich für Sonderflüge in das Nachbarland gechartert.
Wie Milene Platzer, Sprecherin von Fly Niki, gegenüber der APA erklärte, wurden für das Wochenende mehrere Sonderflugzeuge von deutschen Reiseveranstaltern angefordert, um vorwiegend deutsche Touristen in ihre Heimat zu bringen. “Die Maschinen fliegen dann leer von Frankfurt nach Wien zurück”, sagte Platzer. Reguläre Flüge von Österreich nach Tunesien gebe es von Fly Niki im Winter nicht, so Platzer.
Umfassende Aktivitäten setzte auch der Reisekonzern Thomas Cook. Wie der deutsche Konzernsprecher Mathias Brandes auf Anfrage der APA mitteilte, werden österreichische Gäste gemeinsam mit deutschen Urlaubern vorerst einmal nach Deutschland ausgeflogen. Von dort gehe es dann mit Bahn, Bus oder dem Flugzeug weiter nach Österreich. Rund 100 Österreicher dürften mit Cook-Reisen in Tunesien sein, die Zahl der deutschen Urlauber wurde mit rund 2.000 angegeben.
Ein Unterstützungs-Team von Beamten des Außen-, Innen- und Verteidigungsministeriums soll die österreichische Botschaft in Tunis unterstützen. Das wurde am Samstag von einem im Außenministerium angesiedelten Krisenstab aus Vertretern aller drei Ressorts beschlossen. Laut Aussendung soll die Verstärkung der österreichischen Vertretung in Tunesien dazu dienen, “österreichischen Staatsbürgern vor Ort bestmöglich zu helfen”.
Wann die Beamten genau nach Tunis entsandt werden, wurde am Samstagnachmittag in den Ministerien noch geklärt. Das Bürgerservice des Außenministeriums stehe in laufendem Kontakt mit den Außenministerien anderer EU-Mitgliedstaaten sowie auch mit Reiseveranstaltern und Fluglinien, um Möglichkeiten für Rückflüge von österreichischen Touristen aus Tunesien zu identifizieren und zu organisieren, hieß es weiters.
Dem Außenministerium lagen laut der Aussendung “derzeit keine Hinweise vor, dass Österreicher, die sich in Tunesien aufhalten, durch die Unruhen in dem nordafrikanischen Land zu Schaden gekommen sind”.